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Aus der Hitze ans Meer und in die Vergangenheit der Diamantenschürfer


Mittwoch, 27.12.2017 bis Montag, 1.1.2018   - Strecke km 1.060

GESAMT: 155 Tage  -  16.987 km

 

 

Gerade rechtzeitig, ehe wieder die Hitze zu groß wird, machen wir uns auf den Weg in den Süden, Richtung Lüderitz. Die C37 durchquert das „Namib Rand Nature Reserve“. In dieser imposanten Landschaft, wo Dünen, Berge und Ebenen dominieren, haben sich mehrere Farmen entschlossen, alles Zäune niederzureißen und das gesamte Gebiet so naturnah wie möglich touristisch zu nutzen. Hier wären wir gerne geblieben, aber leider gibt es nur Luxuslodges und keine Campgrounds für Reisende wie uns.

 

Im Norden der Tirasberge finden wir schließlich ein Riverbed, das nicht eingezäunt ist. Unter einer Akazie, umrahmt von einer kleinen Düne, liegt ein Stellplatz genau nach unserem Geschmack. Ein einsamer Bulle beobachtet uns abends neugierig beim Lagerfeuer, nach einiger Zeit trollt er sich davon. Schakale hören wir in der Nacht. Der Sternenhimmel ist einfach umwerfend.

 

Die Piste windet sich weiter nach Süden, malerisch zwischen gelben Dünen, schwarz - braunen Felsen, grüne Bänder zeichnen trockene Riverbeds nach. Wir genießen diese einzigartige Landschaft und sind traurig, dass alles eingezäuntes Farmland ist. Manche Farmen offerieren zwar Campgrounds, aber jetzt in der High Season ist alles ausgebucht. Immer wieder fragen wir uns, wie die Rinder hier in dieser trockenen, heißen Gegend überleben können, viele sehen wir ohnehin nicht.

 

Hinter Aus, einer alten Bahnhofssiedlung, tauchen die ersten bleichen Granitberge auf, die in die Dünen der Namibwüste überleiten. Nach Lüderitz führt eine schnurgerade Teerstraße. Ein Verlassen der Straße ist hier strengstens verboten, da nördlich die Grenze des Namib-Naukluft-Nationalparks verläuft und südlich das Diamantensperrgebiet liegt. Wir tauchen in eine Nebelbank ein und kurz darauf leuchten die Häuser von Lüderitz im späten Nachmittagslicht. Nach mehr als 40°C in den Tirasbergen kommen uns die 20°C hier an der Küste geradezu kühl vor. In einer Bucht am Weg zum Diaz Point finden wir einen tollen Übernachtungsplatz. Flamingos ziehen vorbei, eine Robbe taucht am Ufer und Delphine springen – da lässt sich der Wind gut aushalten. Lüderitz gefällt uns sehr gut mit seinen nett renovierten Jahrhundertwendehäusern, neuen Bauten, Cafés und Fischlokalen. Besonders beeindruckt sind wir von der Geisterstadt Kolmanskoppe. In der ehemaligen Diamantenstadt ist die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts fast noch spürbar. Die Häuser sind zwar zum Teil mit Sand zugeweht, aber die Pracht ist kaum verflogen. Der Ballsaal, der Krämerladen, die Eisfabrik – überall scheint es nur wenig zu brauchen, um wieder alles zum Leben zu erwecken. Am windumtosten Diaz Point stellen wir uns vor, wie es den ersten Seefahrern ergangen sein musste, die hier nach gefährlicher Segelei endlich eine sichere Bucht vorfanden und dann die Stein- und Geröllwüste des Hinterlandes durchqueren mussten. Wir hingegen können seelenruhig in Ritzi’s Restaurant fangfrischen Fisch genießen und erstmals Austern probieren.

 

Silvester möchten wir bei den „Singing Rocks“ feiern, Felsplatten, die als Klangkörper benutzt werden können. Leider versperrt uns 2 km vor dem Ziel ein verriegeltes Farmtor den Weg. Also bleiben wir in einem Riverbed unter einer Akazie stehen. Gegen den heftigen Wind schützen wir uns so gut es geht, das gesammelte Feuerholz erfreut uns bis in die frühen Morgenstunden des neuen Jahres. 

 



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Kommentare: 1
  • #1

    Maria & Wolfgang (Donnerstag, 04 Januar 2018 14:34)

    Hallo Ihr Lieben,
    ja, dann wünschen wir Euch auch auf diesem Wege alles Gute für ein spannendes und erlebnisreiches Jahr 2018!
    Bei uns herrscht mittlerweile graues bzw. grausliges Winterwetter, das seinen Namen nicht verdient, aber Ihr nehmt uns ja mit in die Sonne Afrikas! Danke für Eure tollen Berichte und Bilder.
    Habt's gut und liebe Grüße
    Maria & Wolfgang & Vunny