Namibia 2021 - eine kurze Auszeit

 

  • in wunderbare und abwechslungsreiche Landschaften
  • mit & zu Freunden
  • in den Sommer
  • raus aus der Enge des Corona-Winters :-(

Mittwoch, 13.1.2021 – Freitag, 29.1.2021

 

„Was hältst du von einer kurzen Auszeit vom Lockdown? Namibia hat umwerfende Angebote…“ – mit verschmitztem Lächeln fragt das Martin. Wir überlegen nicht lange, zu groß ist unsere Sehnsucht nach Bewegungsfreiheit und Reisen. Gemeinsam mit Christian und Elke aus Graz (www.styros-weltreisen.at) buchen wir bei „African Sun Car Hire“ (https://www.smiling-africansun.com/ - Dank an Uwe für den Tipp!) 2 Pickups mit Dachzelten, Flüge mit Ethiopian Airlines von Wien über Adis Abeba nach Windhoek und sind voll Vorfreude auf diesen „Ausbüchser“.

 

Am 13.1.2021 sitzen wir im kaum besetzten Zug nach Wien-Schwechat, im Gepäck einen negativen PCR Test und FFP2 Masken. Im gespenstisch leeren Flughafen treffen wir Elke&Christian. Der Flieger nach Adis Abeba ist sehr voll, also behalten wir die FFP2 Masken immer auf und vertrauen darauf, dass alle hier negativ getestet sind. Deutlich weniger dicht  besetzt ist unser Anschlussflug nach Windhoek, Gott sei Dank! Ein Shuttle bringt uns zu African Sun Car Hire, wo unsere Autos bereitstehen. Leider regnet es stark, aber wir werden freundlichst empfangen und kurz über die Autos aufgeklärt. Schnell noch zum Merua Spar und dann ins Urban Camp, wo viele Plätze ziemlich überschwemmt sind. Wir suchen uns einen halbwegs trockenen aus, genießen ein schnelles Abendessen (um 20:00 müssen alle Lokale hier schließen) und fallen todmüde in unsere Dachzelte.

 

Mit großer Freude stellen wir am nächsten Morgen fest, dass die Autos sehr gut ausgestattet sind – sowohl was das Auto selbst, also auch die Campingausrüstung betrifft. Langsam arrangieren wir uns mit der für uns ungewohnten Form des Reisens.  

 

Unser erster Stopp ist die Jagdfarm Brigadoon, ca. 50km südlich von Windhoek. Elke kennt den Besitzer aus ihrer Jugendzeit, stammt er doch wie sie aus der Südsteiermark. Hier ist man nach einigen Jahren Trockenheit einfach nur glücklich über den Regen, alles blüht und grünt. Wir freuen uns zwar mit, im Dachzelt ist es bei Regen allerdings nicht ganz so lustig. Wir bleiben einen Tag, obwohl uns die Atmosphäre eher befremdet. Die wenigen Jagdgäste benehmen sich fast so wie wir es nur aus Filmen über Adelige oder Großgrundbesitzer kennen. Bei einer Rundfahrt auf der Farm können wir die geschützte Lage innerhalb von Bergketten erkennen und die Größe etwas erfassen.

 

Rasch fahren wir weiter über den Gamsbergpass zur Kuiseb Bridge. Auch hier ein für uns ungewöhnliches Bild: der Canyon führt Wasser. Wie die Einheimischen stellen wir uns in einen Baumschatten und genießen unser Lunch am Fluss. Walvis Bay empfängt uns mit Sonne. Hier quartieren wir uns als einzige Gäste im Lagoon Chalets&Camp ein.

 

Am Parkplatz vor dem Flamingo Hotel treffen wir am nächsten Tag die beiden Guides von Red Dune Safaris (https://www.reddunesafarisnamibia.com/), mit denen wir eine Tour nach Sandwich Harbour und retour durch die Dünen gebucht haben. Sehr freundlich und kompetent führen uns die beiden Brüder zuerst am Strand entlang und dann über steile Auf- und Abfahrten, in kleine grüne Zwischentäler, über weiche Kuppen und große und kleinere Dünen. Hier lernen wir unsere Autos so richtig kennen und schätzen und haben viel Spaß.

 

Wir machen noch einen kurzen Abstecher zu den Robbenkolonien beim Pelican Point. Viele Jungtiere beäugen uns neugierig aus dem Wasser. Manche schlafen so tief am Strand, dass wir schon meinen sie seien tot. Erst nach heftigem Anstupsen rappeln sie sich auf, um aufgeregt den anderen ins Meer zu folgen. Wirklich lustig.

 

Fotos & Karten können mit F11 im Großformat betrachtet werden

 

Kurzvideo von unserer Dünentour in der Namib Desert von Walvis Bay nach Sandwich Harbour und retour

(Großansicht nur in youtube möglich !)


 

Wir folgen weiter dem Meer nach Norden, nach Swakopmund. Ohne Touristen wirkt das Städtchen fast gespenstisch. Ausgestattet mit einem Permit für den Namib/Naukluft Park und frischem Brot aus der „Deutschen Bäckerei“, suchen wir uns den Einstieg zu unserem ersten Pad im Riviere. Laut Auskunft unserer namibischen Freunde sind der Swakop River und der Khan River noch nicht „gelaufen“. Nach einem ersten etwas mühsamen Abschnitt, entpuppt sich der Trail im Khan River als besonders abwechslungsreich und landschaftlich eindrucksvoll. Wir tanzen zwischen Granitformationen, Bäumen und Sträuchern durch, bis wir einen hübschen Platz für unser Camp finden. Etwas erhöht, bewacht von Felsformationen und unter einem eindrucksvollen Sternenhimmel genießen wir die Einsamkeit. Genau das haben wir gesucht.

 

Langsam krabbeln wir wieder hinaus aus dem Flusstal auf die steinige Ebene. Da fast niemand unterwegs ist, sind die sonst so nervigen Wellblechpisten völlig glatt und wir erreichen das Spitzkoppe Restcamp in Rekordzeit. Wir sind die einzigen Camper und suchen uns einen Platz nahe der Felsbrücke. Hier gibt es eine Höhle, die untertags Schatten bietet – bei 40° Hitze genau richtig. Wie immer beeindruckt uns diese Landschaft sehr: wir blicken auf die erhabene Große Spitzkoppe, klettern auf den Felsformationen herum und genießen die Stille. Dassies beobachten uns neugierig, eine große Echse lugt unter den Felsen hervor, freche Vögel erfreuen sich an unseren Frühstückskrümel und ab und zu kreisen Raubvögel über unseren Köpfen.

 

Elke&Christian nehmen schließlich die gute Piste Richtung Uis, wir möchten wissen, ob der Omaruru Wasser führt. Also biegen wir beim Spitzkoppe Restcamp Richtung NW. Über aufgelassene Farmen erreichen wir einen Einstieg ins Omaruru Riverbed, dem wir ca. 10km folgen. Die Felsen sind nahe, immer wieder suchen wir uns durch seichtes Wasser und dichtes Schilf den Weg. Schließlich drehen wir vor einer sumpfigen  Engstelle um, da wir nicht erkennen können, ob der überflutete Trail befahrbar ist. Affen beobachten uns neugierig, aber wir sind froh auch diesen neuen Abschnitt des Flusses kennengelernt zu haben. Uis ist wie ausgestorben, im einzigen Lebensmittelgeschäft gibt es nur wenig Angebot; junge Männer bieten Mineralien an und bitten um Geld für Essen. Hier spürt man sichtlich den Lockdown und das Fehlen der Touristen.

 

Die White Lady Lodge am Brandberg hat geöffnet. Nach einer Abkühlung im Pool stehen wir wieder einmal unter einem der großen Anabäumen im Flusstal. Und wie bestellt besucht ein junger Elefant den Campground, gerade als wir alle unter der Dusche stehen. Gelassen marschiert er durch, genießt den einen oder anderen Strauch und verschwindet wieder.

 

 

Video von unserer Riverbed-Tour  (Großansicht nur in youtube möglich !)


 

Da auch der Ugab River noch nicht gelaufen ist, folgen wir dem Trail.  Wie schon 2017 genießen wir die abwechslungsreiche Landschaft, die sich auf diesem Trail bietet: enge Durchfahrten, breitere Täler mit hohen Bäumen, Schilfpassagen und kurze, steile Abfahrten. Schwarze Felsen begleiten uns. Es muss im letzten Jahr viel Wasser gegeben haben, da manche Abschnitte tief ausgewaschen sind. Wir treffen den jungen Elefanten noch einmal und wie für eine Foto Shooting posiert er für einige Zeit, bis er im Dickicht verschwindet. Verwundert stellen wir fest, dass die Ausfahrt zum Divorce Pass abgelegt ist. Da wir wetterbedingt nicht im Riverbed übernachten wollen, fahren wir weiter bis zum Rhino Trust Camp, das auf den ersten Blick wie aufgelassen wirkt. Der Wärter versichert uns, dass es schon in Betrieb ist, allerdings fehlen die Gäste. Abends setzt Regen ein, und als es am Morgen immer noch regnet suchen wir Schutz im Informationszentrum. Hier können wir zumindest im Trockenen frühstücken. Das sind die Momente, wo wir Cappuccino wirklich vermissen.

 

Über die steinige Piste nach Norden klettern wir aus dem Ugab Riviere. Wir stoppen bei den versteinerten Bäumen (300 Mio. Jahre alt!), bei Welwitschias, bei den verlassenen Steinhäusern der Damara und erreichen schließlich das Desolation Valley. Auf einer schwarzen Steinplatte oberhalb des Talbodens richten wir uns ein und blicken in das grüne Tal und auf die imposanten grauen, schwarzen und roten Felsen. Zwei Raben beobachten uns genau und holen sich geschickt alle Reste unseres Abendessens. Nur langsam hebt sich der  Nebel als wir am nächsten Morgen ins Huab Riverbed hinunterkrabbeln. Der Pad schlängelt sich meist am Rand des dichten Schilfgürtels entlang, bis wir den breiteren Talabschnitt erreichen. Überall sind uns Elefantenspuren aufgefallen und plötzlich sind sie da: eine Familie mit sehr jungem Elefantenbaby steht geschützt unter einem Baum, etwas weiter rangeln zwei Junge miteinander, während die Mutter aufpasst. Auf unserer Fahrt treffen wir auf ca. 20 Elefanten, Giraffen, Oryxe und Strauße, die alle das üppige Grün im Flussbett genießen. Was für ein Geschenk!

 

Unsere letzte gemeinsame Nacht verbringen wir kurz vor Twyfelfontein auf einer Erhöhung im Aba Huab River. Zwei große Bäume bieten etwas Windschutz und Schatten. Elke&Christian möchten von hier aus nach Norden, sie haben noch eine Woche Zeit. Martin & ich müssen zurück Richtung Windhoek, da unser Rückflug bereits in 3 Tagen gebucht ist.

Wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander, für die wir sehr dankbar sind.

 


 

Kein einziges Auto begegnet uns auf unserer Fahrt nach Süden. In Omaruru stoppen wir in der Kashana Lodge&Restaurant. Die Pizza schmeckt noch genau so gut wie 2017! Je näher wir Okahandja kommen, um so bedrohlicher bauen sich schwarze Gewitterwolken auf. Blitze zucken über den Himmel, Donner rollt und wir fahren gerade an der Grenze zum Regen entlang. Am Swakop River gäbe es wunderbare Standplätze, aber angesichts des sich zusammenbrauenden Gewitters suchen wir etwas Schutz am Campingplatz von Gross Barmen. Das Resort an den heißen Quellen wird vom NWR geführt. Hinter einer imposanten, fast abwehrend wirkenden Steinfassade befindet sich neben einem Konferenzzentrum ein Indoor Swimming Pool, in das das auf 40° abgekühlte Wasser geleitet wird. Regen prasselt auf die beiden Outdoor Swimming Pools. Außer einem zweiten Camper ist niemand zu sehen. Der „private Campings Spot“ hat zumindest eine kleine überdachte Terrasse mit einem Kamin, wo wir den Abend verbringen können. Bei Sonnenuntergang hört der Regen auf und der Himmel verfärbt sich rot-orange und gelb. Was für ein Schauspiel.

 

Der bekannte Handwerkermarkt in Okahandja ist wie ausgestorben. Seit 8 Monaten kommen kaum noch Touristen hierher, daher sind viele Verkaufsstände unbesetzt. Wir erstehen ein paar Erinnerungsstücke und freuen uns über das angenehme Verkaufsgespräch.

 

Zum Abschluss besuchen wir Claudia&Christoph in ihrem Feriendomizil am Oanob Stausee, wo wir 2017 ein paar entspannte Tage verbringen durften. Ihr Reise - LKW steht noch in Chile, sie schafften nur sehr mühsam die coronabedingte Heimkehr im Herbst 2019. Mit uns sind Maria&Stefan gekommen, Linzer die Claudia&Christoph in Südamerika kennen gelernt hatten. Bei einem gemütlichen Braai erzählen wir uns unsere Reisegeschichten, tauschen Erfahrungen aus und lassen uns weder vom Regen noch vom hohen Wasserstand des Stausee (der reicht bis zur Terrasse) abhalten, die länderübergreifenden Freundschaften zu genießen.

 

Schließlich heißt es für uns Abschied nehmen. Am Urban Camp in Windhoek wird das Auto geputzt, gewaschen, ausgeräumt und wieder bei African Sun Car Hire zurückgegeben. Wir waren sehr zufrieden mit unserer Wahl, obwohl es schon Momente gab, in denen wir Cappuccino sehr herbeigesehnt haben.

 

Am 28.1.2021 steigen wir um 13:30 wieder in den Flieger nach Adis Abeba, um 6:00 morgens am 29.1.2021 landen wir in Wien-Schwechat. Die Einreise nach Österreich ist mit dem elektronisch ausgefüllten „Pre-Travel Clearance Formular“ rasch und unkompliziert. Unser Gepäck ist komplett mitgekommen, die ÖBB pünktlich und so sind wir um 9:00 in Linz. Müde, aber sehr zufrieden treten wir unsere Quarantäne an, aus der wir uns in 5 Tagen freitesten können.

 

 

Mit den vielen Bildern im Kopf und unseren Erlebnissen

im Herzen lassen sich nun die weiteren Wochen im Lockdown leicht aushalten.

 

 


unsere Route und Übernachtungsplätze

(C) tracks4africa
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