REISEBERICHT  Sardinien 2013:

 

Anreise:

Via Brenner "rutschen" wir am Freitag zur Fähre nach Livorno, wo wir uns mit unseren Freunden Paulette & Anias treffen, die ebenfalls mit GEOCAR-Kabine auf 4x4 (HiLux) unterwegs sind. Die Nachtüberfahrt  (mit Kabine) nach Olbia ermöglicht uns bereits ein Frühstück auf der Insel bei Sonnenschein.

 

Samstag, 23.03.2013

Nach dem Frühstück am Strand zieht es uns sogleich an der Ostküste  mit Ziel Cala Sisine. Über die  Autobahn fahren wir rasch nach Süden, gelangen über Dorgali nach Baunei, wo wir wieder nach Norden zur Wallfahrtskirche San Pietro abbiegen. Dort beginnt eine eindrucksvolle Piste in die Cala Sisine, die unsere Herzen höher schlagen lässt. Bei der Grotta Fiori di Cristallo versperrt ein Schranke die Weiterfahrt, die letzten 2 km wandern wir bei Sonnenschein ans Meer. Zurück bei der Wallfahrtskirche versuchen wir noch ein Stück Richtung Punta Goloritzé  zu gelangen, aber nach ein paar 100 m  verwandelt sich die Schotterpiste wirklich in einen single trail. Wir beschließen, die Kühe wieder in Ruhe grasen zu lassen und kehren zur Kirche San Pietro zurück. Dort haben sich die Männer aus den umliegenden Siedlungen versammelt um das Holz zu begutachten, das sie den ganzen Tag über gesammelt und geschlagen hatten. Freundlich erzählen sie uns, dass dieses Holz für eine Wallfahrtsprozession im August gedacht ist. Jetzt wird es getrocknet, damit dann die große Fete steigen kann. Mitleidig beäugen sie unsere Holzvorräte auf den Autos, die wir allerdings am Abend beim Lagerfeuer sehr gut brauchen können.

ÜN: Parkplatz bei San Pietro

 

Sonntag, 24.3.2013

Nach einer kühlen Nacht fahren wir zurück nach Baunei, biegen wieder nach Norden Richtung Urzulei um dann nach SW bis Talána zu gelangen. Von dort aus suchen wir uns möglichst kleine Pisten über die Berge, immer nach Norden Richtung Orgósolo. Wir genießen eine eindrucksvolle, teilweise nebelverhangene Gebirgswelt, krabbeln über kleine Schotterpisten, vorbei an einsamen Schaf- und Kuhherden. Kurz vor Orgósolo, nach einer etwas mühsamen Kammüberquerung, scheint eine tiefe Furt am Rio Flumineddo mit steiler Ausfahrt und ohne erkennbare Piste unsere Tour zu stoppen. Aber unsere beiden Autos entpuppen sich als "wahre Berggemsen" und meistern alle noch so steilen und grobschottrigen Auffahrten. In Orgósolo sind wir von den Murales sehr beeindruckt. Der leichte Nieselregen und die Grautöne bringen die Farben und Botschaften der Wandmalereien richtig zur Geltung.

Unseren Schlafplatz teilen wir uns mit einigen Wildschweinen, etwas außerhalb der Stadt an einem kleinen Stausee.

ÜN: bei Orgosolo auf einem Waldparkplatz

 

Montag, 25.3.2013

Regen, Nebel und praktisch nur ein paar Meter Sicht lassen in uns die Hoffnung keimen, dass am Meer Sonne sein muss - also auf nach Süden. Über Fonni, Desulo und Aritzo gelangen wir nach Láconi. Immer noch Regen und Nebel. Also weiter nach Isli, Senorbi und Dolianova. Langsam sehen wir wieder Licht am Horizont. Wir folgen einem abenteuerlichen Moutainbike Trail   über die Punta Sepeddi, von wo wir bereits das Meer im späten Nachmittagslicht erblicken. Wir rollen hinunter über Burcei ans Capo Ferrato und bleiben einfach in einer windgeschützen Bucht am Meer stehen. Wunderbar - nach einem ausführlichem Strandspaziergang steht einem Abendessen sogar im Freien nichts im Wege.

ÜN: Capo Ferrato

 

Dienstag, 26.3.2013

Wind, aber Sonne - unsere Rechnung ist aufgegangen. Wir schlängeln noch ein wenig der Küste entlang, fahren dann Richtung Cagliari, das wir abseits liegen lassen. Bis Pula halten wir uns am Meer, dann  juckt uns wieder das Hinterland und wir biegen in die Berge ab. Eine steile, schmale Schotterpiste führt über die Punta Sébera nach Santadi. Wenn es der Nebel zulässt, eröffnen sich tolle Blicke auf die Küste.

In Sant'Antioco besuchen wir das Museum und die Nekropole am Stadtrand -  im Museum wird noch fest gearbeitet, Touristen sind um diese Zeit eher die Ausnahme. Wir queren die Insel auf einer kleinen Piste und bleiben in der Cala Lunga, direkt am Meer stehen. Heftiger Wind lässt die Brandung laut an die Felsen donnern, die die Bucht einrahmen, aber es regnet nicht und wir genießen das späte Sonnenlicht bei einer Wanderung.

ÜN: Cala Lunga

 

Mittwoch, 27.3.2013

Wind, fetzende Wolken und immer wieder Sonne - so beginnen wir den Tag. Wir tingeln die Westküste nach Süden, ersteigen die eindrucksvollen Ruinen einer Funkstation vor Capo Sperone und drehen wieder nach Norden aufs Festland zu.

In Iglesias stoppen wir kurz, dann geht es weiter zur Grotta di San Giovanni. 1999, als wir mit unseren beiden Söhnen hier waren, durfte die Grotte noch durchfahren werden. Dieses Mal wandern wir in absoluter Dunkelheit durch die knapp 1 km lange Grotte. Wir sind ganz alleine, offensichtlich hat die Saison wirklich noch nicht begonnen. Im Anschluss umfahren wir die Grotte und nehmen die Piste durch das ehemalige Bergbaugebiet zum Antas Tempel. Jetzt regnet es wirklich. Wir wandern zum Tempel, zum römischen Steinbruch und zu den Nurághen.

Dann geht es zurück in die Bergbauregion bei Arénas und wir biegen auf eine alte, steinige, sehr steile Piste Richtung Fluminimaggiore. Langsam hoppeln wir Berge hinauf und hinab, umrunden steile Felsflanken. Die schmale Schotterpiste verwandelt sich zeitweise in einen Bach - es regent ununterbrochen, aber wir sind guten Mutes und wieder einmal beeindruckt von unseren Fahrzeugen und Kabinen.

Über Árbus und Ingurtosu windet sich die Piste hinunter zur Costa Verde. Es ist schon fast dunkel, als wir im Flusstal des Rio Piscinas ankommen. Wir stellen uns etwas erhöht zu einem verfallenen Haus und genießen beim wohlverdienten sardischen Bier den Blick hinunter auf die Sanddünen.

ÜN: oberhalb der Costa Verde

 

Donnerstag, 28.3.2013 (Gründonnerstag)

Sonne empfängt uns, wir sind ganz glücklich. Wir fahren zum Parkplatz des Hotels Les Dunes, das gerade für die Saison hergerichtet wird. Einige wenige Camper haben die Nacht hier verbracht. Nach einer ausgiebigen Wanderung durch die Dünen und am Meer, nehmen wir die Piste entlang des Rio Piscinas, der relativ viel Wasser führt.  Eine hübsch angelgete Piste, immer entlag des Bachbetts und durch 17 Furten (!) bringt uns in die Bergbaustadt Montevécchio.

Über Gúspini rollen wir rasch Richtung Oristano und Cúglieri, um bei Tresnurághes in eine schmale Piste Richtung Meer abzubiegen. Wie wollen in eine Bucht beim Torre Columbárgia. Die anfangs gute Piste wird immer mehr zum kaum erkenbaren Wiesenpfad und wandelt sich auf den letzten 500 m in einen steilen, zum Teil grobschottrigen  und zum Teil lehmigen Fahrweg. Ein herausfordernder, fahrerischer Leckerbissen im Abendlicht. Wir belohnen uns mit einem Sundowner auf unserer kleinen, steiningen Privatterrasse mit Blick über  die Nachbarbucht zum Torre.

ÜN: beim Torre Columbárgia

 

Freitag, 29.3.2013 (Karfreitag)

Ganz gemütlich klettern unsere Gefährte die steininge Herausforderung wieder zurück. In Bosa genehmigen wir uns einen Espresso in der Vormittagssonne. Beim Torre Argentina stoppen wir kurz bei der Cooperativa Laguna Blue, wo wir schon 1999 einige schöne Tage verbrachten. Wir wandern zum Torre und erfreuen uns an den fantasieanregenden Granitgebilden, die die Küste säumen.

Der Küste entlang tingeln wir nach Norden - wir wollen in Alghero die Pasqua (Karfreitagsprozession) miterleben. Im Hafen finden wir einen Parkplatz, dann bummeln wir durch die hübsche mittlalterliche Stadt. Gegen 18:00 wird die Altstadt zum Freilufttheater: eine Prozession aus Menschen in unterschiedlichen Kostümen, Musikkapellen, Chöre, usw. tragen Figuren von Kirche zu Kirche. In der Kathedrale wird in einer feierlichen Zeremonie eine Christusfigur vom Kreuz genommen, in einen Sarg gelegt und wiederum stundenlang durch die Stadt getragen. Wir sind beeindruckt, aber auch leicht befremdet von diesem Schauspiel. Starker, kalter Wind lässt uns nach Mitternacht einen Schlafplatz in einer kleinen Bucht vor Alghero aufsuchen.

ÜN: kleine Bucht vor Alghero

 

Samstag, 30.3.2013 (Ostersamstag)

Der kräftige Wind hat uns die ganze Nacht durchgerüttelt, aber auch die Sonne gebracht. Wir wollen zum Capo Cáccia, wo ein spektakulärer Klettersteig (Via ferrata del Cabirol) unsere Aufmerksamkeit geweckt hat. In wunderbarem, klaren Licht erstrahlen Vegetation und Meer in satten Farben - aber der starke Wind über den senkrechten Felsen der Cala d'Inferno, wo sich der Klettersteig befindet, lässt uns vernünftig sein und wir machen doch "nur" eine hübsche Wanderung rund um das Capo Cáccia. 

Wir beschließen unsere letzte Nacht auf Sardinien in der Cala Sarraine zu verbringen und den Weg dorthin noch über Off - Road Strecken zu suchen. Wir nehmen die Schnellstraße nach Sássari, bei Sénnori wenden wir uns nach NO. Irgendwo zwischen den Bauernsiedlungen biegen wir in einen alten Pfad Richtung Castelsardo. Anfangs sind wir begeistert von der rhytmischen Anlage des Pfades am Fuße eines Hügels und knapp oberhalb des feuchten Talbodens - bis der Weg zu steil und schmal zum Umdrehen und die Macchie immer dichter wird. Wir müssen uns mit Machete und Säge die letzten Meter  zur Verbindungsstraße nach Tergu bahnen. Kabine und Auto tragen einige Spuren davon...

Ein freundlicher Bauer, der Anias und Paulette beobachtet hat, öffnet ihnen das Viehgatter und sie entkommen über die Kuhweide. Wer das Abenteuer sucht, findet es auch!

Jetzt haben wir einmal genung von matschigen, engen Pisten und nehmen die Asphaltstraße in die Cala Sarraine. Das Restaurant ist zu, eine große Tafel erinnert uns daran, dass hier eigentlich alles verboten ist. Außer ein paar Fischern ist niemand da und um  diese Jahrszeit scheinen die Verbote niemanden wirklich zu interessieren. Wir stellen uns auf den Parkplatz, lassen uns vom Wind durchrütteln und genießen die donnernde Brandung in sicherer Entfernung.

ÜN: Parkplatz in der Cala Sarraine

 

Sonntag, 31.3.2013 (Ostersonntag)

Im morgendlichen Sonnenlicht, bei immer noch kräftigem Wind wandern wir die eindrucksvolle Küste entlang. In der kleinen Käserei an der Hauptstraße versorgen wir uns noch einmal mit sardischen Köstlichkeiten, dann genießen wir einen Kulturtag. Zwischen Luogosanto und Arzachena findet man Monumente der sardischen Geschichte aufgefädelt in der wunderbaren Granitlandschaft: die Einsiedelei San Trano (12. Jhdt), das mittelalterliche Castello di Balaiana mit der Burgkapelle San Leonardo, das Gräberfeld Li Muri und das Gigantengrab Il Longhi (3500 - 2700 v.Chr.), die Nurághenbastion La Prisgiona und den Nurághentempel Tempietto di Malchittu. Ehrfürchtig werden wir uns der langen Geschichte dieser Insel bewusst.

Zum Abschiednehmen gönnen wir uns noch einen Espresso im Golfo Aranci. Gegen 18:00 sind wir wieder im Hafen von Olbia und warten mit wenigen anderen Reisenden auf die Einschiffung.

 

Wir nehmen intensive Bilder von den unterschiedlichsten Landschaften , Kulturdenkmälern und  tollen Off - Road Pisten mit. Die Erinnerungen an freundliche Begegnungen und die Hilfsbereitschaft der Sarden erwärmt unser Herz und wir sind sehr dankbar, dass wir unfallfrei wieder nach Hause kommen.

 

Mille grazie e arrivederci!

Wir kommen sicher wieder - es wartet ja der Klettersteig in der Cala d'Ìnferno noch auf uns.

 

 

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