REISEBERICHT:  Lykische Küste und Anatolien

Anreise:

Nach längerem Hin und Her entscheiden wir uns nicht über den Landweg, sondern mit Fähren gleich bis Bodrum anzureisen:

Fähre 1: Anek Lines, Venedig - Patras (Camping on board)

Fähre 2: Blue Star Ferries: Piräus - Kos

Fähre 3: Aegean Tour Travel, Sea Line: Kos - Bodrum

Dies dauert zwar länger (Venedig ab Samstag 14.7. - Bodrum an Dienstag 17.7.), dafür beginnt der Urlaub bereits in Venedig. Wir genießen die Überfahrt nach Patras am Campingdeck, die weitere Fähre von Piräus bringt uns in der Nacht nach Kos. Die Einreise in Bodrum nach der 50ig-minütigen Fahrt von Kos aus ist völlig unkompliziert und nach Bezahlung von 15€ pP für das Visum können wir unsere Reise endgültig beginnen. 

 

ÜN:  an Bord - in einer Bucht bei Kos


Teil 1:

Mittwoch 18.7. - Samstag 21.7.:

An der Lykischen Küste zwischen Bodrum und Antalya

Die ersten 4 Tage verbringen wir mit einem Mix aus Kunst und Kultur und Baden. Wir wollen einmal ankommen und ins Land "hinein schnuppern".

Bodrum, unsere 1. Station, ist ganz auf Massentourismus eingestellt. Der Campingplatz ist laut und relativ voll, die Strandpromenade gut besucht, überall gibt es Drinks und türkische Spezialitäten.

Mugla empfängt uns mit einem ursprünglichen Basar. Wir genießen eine Pita und die Kunst eines "berber"

Dalyan ist sehr hübsch, leider gibt es keine Brücke über den Fluss zu den Felsengräbern und viele Touristen, die sich um die kleinen Boote anstellen.

Tlos beeindruckt mit lykischen Felsengräbern, römischen und griechischen Ausgrabungen und oben drauf noch einer osmanischen Burg. Hier fangen wir an die lange Geschichte der Region ein wenig zu erahnen.

Letoon, das lykische Quellheiligtum, liegt am Dünenrand in praller Hitze. In den Dünen wurden viele Feriensiedlungen für Türken gebaut, der Strand ist heiß und schmutzig. Dieser Ort hält uns nicht lange.

Die lykischen Felsgräber von Myra haben wir bald in der Früh ganz für uns alleine und genießen dies sehr. Das antike Theater wird gerade kunstvoll restauriert. Die Nikolauskirche quillt über mit russischen Touristen, die uns nicht viel Raum für Betrachtung erlauben.

Bis Antalya reihen sich entweder Clubanalagen oder Glashäuser aneinander, auf Individualtouristen ist man nicht wirklich eingestellt. Das bedeutet, dass die Standplatzsuche etwas Geduld erfordert.

Das Meer genießen wir in der kleinen Kiesbucht Aci Koyu, in der wir abends ganz alleine sind. Der Campingplatz in Andriake, dem antiken Hafen von Myra, überrascht uns mit vielen Blumen, lässiger südamerikanischer Musik und einer Scheibtruhe als Grill für das Abendessen. Besonders schön stehen wir in der "Piratenbucht" bei Kumluca, wo wir von einem Felsen aus in die tiefblaue Bucht hinunter schauen können. Dort machen wir erste Bekanntschaft mit der unglaublichen türkischen Gastfreundschaft - wir werden sofort eingeladen, mit Essen und Trinken versorgt und herzlich willkommen geheißen.

Leider gibt es das - auch auf der offiziellen Homepage - angekündigte Jazzfestival im antiken Theater Aspendos nicht. Im Internet wurde das letztjährige Programm einfach mit heurigem Datum noch einmal veröffentlicht - na ja, frei nach Watzlawik: "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?".

 

ÜN: Campingplatz Zetas, Bodrum - Aci Koyu bei der Taverne (10 Türl Lira) - Campingplatz im Hafen von Andriake - Bucht bei Kumluca - Feldparkplatz auf dem Weg nach Bucak.


Teil 2:

Sonntag, 22.7. - Donnerstag, 26.7.:

Seen, Karawansereien, Vulkankrater und hethitische Heiligtümer.

Wir lassen Bewässerungskanäle und Glashäuser hinter uns und fahren über kleine Nebenstraßen, arme Dörfer, über Höhenrücken und Schluchten Richtung Norden nach Bucak. Die seldschukische Karawanserei Susuzhan wird oder wurde (so genau ist das nicht zu erkennen) restauriert und ist geschlossen. Beeindruckt sind wir von der halb verfallenen Karawanserei Incirilhan, die wir ungestört betreten können.

Durch den landschaftlich beeindruckend Isparta Canyon gelangen wir an den Egirdir Gölü und schließlich ab den Sodasee von Beshir. Beide liegen zwischen bis zu 2900m hohen Gebirgsrücken in landwirtschaftlich intensiv genutzten Becken.Interessant ist in Beyshir die seldschukische Waldmoschee, die ihren Namen von den vielen Holzsäulen im Inneren bekommen hat. Am Ostufer des Beyshir Gölü liegt das hethitisches Quellheiligtum Eflatum Pinar. Die steinernen Götter, Löwen und Stiere, die die Quelle bewachen, sind eindrucksvolle Zeugen aus dem 15. - 13. Jahrhundert vor Christus.

Bei Ivriz befindet sich bei einer weiteren Quelle ein 10 Meter hohes hethitische Felsrelief, das ca. 750 vor Christus entstanden ist. Gleich bei der Quelle laden Restaurants im Fluss zum Forellenessen ein. Danach wandern wir noch ein Stück flussaufwärts in die imposante Schlucht des Quellflusses.

Die Ebene von Konya, auf immer noch 1400m Höhe über dem Meer, lässt die Landschaft des inneranatolische Hochlandes erahnen.

An der wichtigen West-Ost-Achse Konya - Aksaray und südlich des großen Salzsees Tuz Gölü, liegt die sehr gut restaurierte Karawanserei Sultanhani, wo wir eine Idee vom Funktionieren solcher traditioneller Raststätten bekommen.

Südlich von Sultanhani, nahe Karapinar, fahren wir über Pisten zum Ringkrater Meke Gölü - ein absolutes Highlight. Mitten in der Ebene, umgeben von 1200m - 2000m hohen Vulkankegeln, liegt der Meke Gölü. Aus dem großen Vulkankrater mit seinem rot, braun, schwarz und salzweiß schimmernden See ragt der sekundäre Vulkankegel. Es ist ganz still, riecht nach Schwefel und Soda - wir sind von der unwirklich wirkenden Landschaftsform sehr beeindruckt.

Im nahen Aci Gölü kann man schwimmen - der hohe Salzgehalt verhindert ein Untergehen verlässlich.

Unsere Route führt uns weiter nach Osten "übers Land", immer am Nordrand des südlichen Taurus mit seinen fast 3000 m hohen Bergen entlang. Ein Stück folgen wir der Strecke der Bagdagbahn durch wilde Schluchten und begleiten viele LKWs auf ihren Weg in den Iran oder ans Meer nach Mersin. Wir bleiben aus traurigem aktuellen Anlass der syrischen Grenz fern und halten uns im Landesinneren Richtung Kardili und schließlich Karatepe, dem Palast eines hethitischen Königs, der schon im 8. Jahrhundert vor Christus niederschrieb, wie er sein Volk in Frieden regieren möchte. Die fantastischen Reliefs beschreiben wie ein Bilderbuch das Leben der einfachen Leute und im Palast.

Übernachtungsplätze finden wir am Westufer des Egirdir Gölü auf einem aufgelassenen Campingplatz, wo wir von einer türkischen Familie freundlich aufgenommen und verköstigt werden. Herzlich willkommen sind wir am Campingplatz Caravanserei in Sultanhani. Dort sind wir die einzigen Gäste. Mustafa, der Besitzer des ältesten Platzes an dieser West - Ost - Route(seit 1960) erzählt uns, dass seit dem Balkankrieg der Individualtourismus zusammen gebrochen ist und er nicht weiß, wie es weitergehen soll.

Der Parkplatz beim Heiligtum in Ivriz bietet sich ebenfalls als Übernachtungsplatz an, auch da werden wir abends von Einheimischen, die im Ramadan das Fastenbrechen feiern, versorgt. 

Am Parkplatz von Karaptepe, beziehungsweise am Picknickplatz des Milli Parki Karatepe direkt am großen Stausee, kann man offiziell wunderbar übernachten. Dort treffen wir Bente und Hans, mit denen wir die nächsten 7 Tage verbringen.

 

ÜN: Westufer des Egirdir Gölü,  aufgelassener Campingplatz - Campingplatz Caravanserei - Parkplatz beim Heiligtum in Ivriz - Prakplatz von Karatepe - Picknickplatz des Milli Parki Karatepe


Teil 3:

Freitag, 27.7. bis Donnerstag, 2.8.:

Offroaden, Kulturschätze und herzliche Begegnungen

Mit Hans uns Bente wollen wir über Pisten abseits der Durchzugsstrecken zum Nemrut Dag und dann weiter nach Norden ins Kurdengebiet.

Zwischen Karatepe, Kahramannmaras, Gölbasi und Adiyaman "erfahren" wir tiefe Gräben, schmale Löss- und Schotterrücken, Hochebenen, tiefe Flusstäler und Stauseen. Wir kommen durch arme Dörfer und moderne Städte in einem intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebiet (Tabak, Maulbeerbäume, Mais, Marillen).

Einer der Höhepunkte ist der Nemrut Dagi, dem 2150 m hohen Berg mit der heiligen letzten Ruhestätte des Königs Antiochus I aus dem 1. Jhdt. v. Chr. Der Gipfel besteht aus einer ursprünglich 75 m hohen künstlichen Steinpyramide um die auf 3 Terrassen (im Westen, Norden und Osten) überdimensionalen Steinskulpturen auf Thronen sitzen. Dieser unglaubliche Ort beeindruckt uns tief. Wir genießen sowohl den Sonnenuntergang, wie auch den Sonnenaufgang auf den Terrassen im Anblick der archaischen Steinköpfe.

Ganz in der Nähe befindet sich die Cendere Köprüsü, eine römische Brücke, die einen Canyon überspannt. Der Fluss lädt zum "Canyoning light" ein - mit vielen jugendlichen Türken und einigen wenigen Türkinnen.

Auf Pisten umrunden wir den Nemrut Dagi, durch kleine Dörfer, die hoch auf den Hängen über tiefen Schluchten liegen. Pütürge ist eine lebhafte, bunte Provinzstadt, ideal um sich mit Lebensmittel und allen notwendigen Dingen zu versorgen.

Pisten auf steilen Hängen über Stauseen, die scheinbar alle zusammenhängen, bringen uns über Elazig zur Autofähre über den Keban Baraji nach Pertek. Brückenbauen scheint hier nicht höchste Priorität zu haben ....

Das Gebirge des Munzur Daglari ist der ideale Ort für traumhaftes Offroaden durch tiefe, rote Schluchten und über steile, steinige Berge. An den Flüssen gibt es einsame Übernachtungsplätze, die höchstens von einzelnen Bauern und ihren Eseln aufgesucht werden. Verfallene Burgen und Moscheen geben der Landschaft einen besonderen Reiz.

Überall werden wir freundlich begrüßt, eingeladen und über die Schätze der Region aufgeklärt. Die Türkischkenntnisse von Bente und Hans sind da natürlich die besten Herz- und Türöffner. Irritierend ist lediglich die Präsenz des türkischen Militärs, verschanzt hinter Schießscharten und Mauern auf den Bergkuppen über den Dörfern.

Nach 7 Tagen gemeinsamen Offroadens, vielen Gesprächen und wunderbaren Grillabenden trennen wir uns wieder. Bente und Hans wollen ans Schwarze Meer, wir nach Kappadokien.

 

ÜN: SChotterbank am Fluss bei Gölbaci - Auffahrt zum Nemrut Dagi (unterhalb des Gipfels) - Hochfläche von Pütürge - Stausee Cipkov - Stellplatz hinter einer Forellenzucht bei Cemisgezek


Teil 4:

Donnerstag, 2.8. - Sonntag, 5.8.:

Feenkamine, unterirdische Städte und Ballonfahren

Über die "Marillenstadt" Malatya fahren wir zügig nach Kayseri und Göreme, dem Zentrum von Kappadokien. Der Kaya-Campingplatz etwas außerhalb von Göreme ist ein idealer Standort für unsere Erkundigungen in dieser bizarren Landschaft.

Wir erwandern die 3 Täler von Zelve, klettern in Höhlenwohnungen, die bis in die 50er Jahre bewohnt waren, in Ställe, kleine Kirchen und bewundern die kunstvoll verzierten Taubenschläge. Mit unserem Pickup erkundigen wir etwas abgelegen Täler mit unterschiedlichst geformten Steinsäulen, die unsere Fantasie anregen. Den Felsen von Uchiar vergleichen wir mit einem Schweizer Käse, im Freilichtmuseumsareal von Göreme erzählen viele mit Fresken geschmückte Felsenkirchen unterschiedlichste Geschichten. Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Ballonfahrt am frühen Morgen - fast lautlos gleiten wir über die Gesteinsformationen, über Marillenbäume und steigen schließlich auf 1000m Höhe, wo sich ein überwältigender Blick eröffnet. Ein frischer Rosé aus der Region ist der passende Genuss am Abend.

In Derinkuyu steigen wir hinab in eine der unterirdischen Städte, die in der Region gefunden wurden. Bis zu 8 Stockwerke wurden in die Tiefe gegraben, mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem versehen, mit Zisternen und allen notwendigen Wohnräumen und Ställen ausgestattet. Bis zu 7000 Personen sollen in solchen unterirdischen Wohnstätten Schutz gefunden haben.

Das Ihlara-Tal bietet angenehme Kühle, viel Wald und wieder Felsenkirchen. In Belisirma, genau in der Mitte des Canyons, laden Lokale mit Sitzmöglichkeiten aus Holz mitten im Fluss zum Verweilen ein. Auf den Parkplätzen der Restaurants kann man auch übernachten.

 

ÜN: campingplatz oberhalb GöremeParkplatz im Ihlara Tal (Restaurant)


Teil 5

Sonntag, 5.8. - Freitag, 10.8.:

Heimfahrt Richtung Griecheland

Von Belisirma aus machen wir uns auf die Heimfahrt. Das türkische Motto im Straßenbau "Klotzen - nicht kleckern" macht ein rasches Vorankommen auf häufig 4-spurigen Straßen möglich.  Wir nehmen die Strecke über Aksaray südlich des Tuz Gölü wieder nach Konya, dann biegen wir nach NW Richtung Akeshir. In der Stadt des Hodja Nasradin machen wir kurz Rast. Unser nächster Stopp ist Afiyon-Karahisar, der Stadt in der Attatürk die entscheidende Schlacht gegen die Griechen gewonnen hat. Wir bummeln durch die heruntergekommene, aber sehr ursprüngliche Altstadt plus Basar am Fuße der großen Festung. Beeindruckt sind wir vom Zeustempel in Aezani, SW von Kütahya. Mitten im Dorf Cavdarhisar steht der Tempel, etwas abseits ein Theater, eine Sport- und Thermenanlagen. Die römischen Brücken werden wie selbstverständlich benutzt. Dort finden wir auch einen ruhigen Übernachtungsplatz.

Von Aezani fahren wir wieder einmal "übers Land" Richtung Tavsanli, weiter nach Balikesir und schließlich nach Edremit ans Meer. In Canakkale nehmen wir die Fähre über die Dardanellen (TL 29,-)  und suchen uns auf der Halbinsel Gallipoli eine Bucht. Bei Sonnenuntergang kommen Delfine in Ufernähe - trotzdem ist die Tragödie des 1. Weltkriegs, in dem hier 500 000 Soldaten ihr Leben lassen mussten, spürbar.

Die Grenze nach Griechenland überqueren wir völlig problemlos in Ipsala. In einer malerischen Bucht ca. 90 km östlich von Thessaloniki bleiben wir 1 Tag, ehe wir nach Igoumenitsa zur Fähre weiter fahren.

 

ÜN: Nahe Cavdarshisar (bei der römischen Brücke) - direkt am Strand bei Eceaba - aufgelassener Campingplatz vor Thessaloniki - Fähre


Heimreise:

Freitag, 10.8. - Samstag 11.8.: Anek Lines, Camping an Board.

Zufrieden, dankbar und voller unterschiedlichster Erlebnisse und Eindrücke sind wir am 11.8. gegen Abend wieder zu Hause.

 

Teşekkürler !