Reisetagebuch Marokko 2015/16

 

Reisezeit: Mittwoch, 16.12.2015 – Samstag, 9.1.2016

Gesamte Strecke incl Fahrt Linz - Genua und zurück:

ca. 5.600km , davon 3.900 km in Marokko (Pistenanteil ca 40%)


unsere Route (gelb) / vom Anfang bis Ramlia nur skizziert=rosa
unsere Route (gelb) / vom Anfang bis Ramlia nur skizziert=rosa

16.12.2015 – 19.12.2015

Von Österreich über die Alpen, das Meer in den Zedernwald von Azrou.

 

Die Anreise nach Genua, mit kurzem Stopp in Innsbruck, ist problemlos. Wir übernachten kurz vor der Hafeneinfahrt unter 2 Brücken bei einer Baustelle. Beim Einchecken und Auffahren herrschen schon Verhältnisse, die der Chaostheorie folgen, aber es klappt wie immer. Nach einem längeren Zwischenstopp in Barcelona sind wir am Samstag, 19.12. um 11:30 wirklich in Tanger Med. Die Einreise ist unkompliziert und rasch. Zügig machen wir uns auf den Weg, wir wollen ja so rasch als möglich in den Süden. Um 19:00 sind wir bei der Großen Zeder in Azrou und stimmen uns so richtig auf Marokko ein.


 

20.12.2015 – 22.12.2015

Über den Atlas zu den Palmenhainen im Oued Ziz, über die Steinebene zur Algerischen Grenze und in den Sand.

 

Rasch begeben wir uns nach Süden, vom Zedernwald auf 1800 m über den Hohen Atlas und hinein in den Oued Ziz. Die erdigen Farben, das satte Grün und die Palmen bringen die „marokkanische Farbpalette“ zum Leuchten und lassen unsere Herzen höher schlagen. Jetzt sind wir angekommen. Über eine abwechslungsreiche Piste, die über die Hammada südlich von Boudenib führt, erreichen wir einen unserer Lieblingsplätze: die Große Kugel am Steilhang, nahe der Algerischen Grenze. Wir genießen diesen grandiosen Platz in vollen Zügen und ganz alleine – danke nochmals an Burkhard &Sabine (Pistenkuh)! Die Piste führt zum Ostrand des Erg Chebbi und so hat Cappuccino zum ersten Mal Sandberührung. Cappuccino erweist sich als sehr vielseitig – er meistert sowohl die steinigen und engen Auf- und Abfahrten, als auch die sehr tiefsandigen Passagen. Es scheint uns, als ob ganz Merzourga auf Touristen warten würde. Die meisten der vielen Campements sind völlig leer und um die wenigen Touristen, die da sind, wird heftig geworben. Wir bleiben im uns bereits mehrfach bekannten Campement Rose du Sable und wünschen den Betreibern, dass das neue Jahr für sie wirklich Verdienstmöglichkeiten bringt.

 

ÜN:  Große Zeder Azrou – Source Bleue, Meski – Große Kugel an der Algerischen Grenze - Merzourga, Camping Rose du Sable

 


 

23.12.2015 – 25.12.2015

Weihnachten in den Dünen

 

Von Merzourga aus fahren wir nach Taouz und nehmen die Südpiste bis ein gutes Stück nach dem Lac Maider. Die Piste erweist sich als nicht besonders reizvoll, da es viele ausgefahrene sehr schottrige und steinige Passagen gibt. Das schränkt den Genuss doch ein wenig ein. Auch hier warten entlang der Piste viele Cafes und Campements auf Gäste – bis jetzt ohne Erfolg. Über Oum Jrane und Tissemoumine gelangen wir auf die N12 und nach einer Abkürzung vor Zagora über Tamegroute auf die N9. Eine holprige Piste bringt uns zum Dünenfeld der Judendünen nahe M‘Hamid. Dort ist gut übernachten. M’Hamid verwöhnt uns mit einem guten Cafe, W-Lan und Versorgungsmöglichkeiten. Dann geht es weiter zum Weihnachtsplatz in den Dünen des Erg Chegaga. Die Piste dorthin bietet fahrerische Vielfalt und verhilft uns zu unserer ersten Reparatur (Schraube am Stoßdämpfer). Fast jede Dünenkulle im Erg Chegaga ist mit einem Campement belegt, alle warten auf zahlendes Publikum, das bis jetzt nicht wirklich erscheint. Wir suchen uns einen geschützten Platz, ohne Campement und ohne Müll und genießen 2 Weihnachtstage mit Christbaum, Lagerfeuer, Vollmond und einer gar nicht scheuen Maus.

 

ÜN:  Judendünen (nahe M’Hamid)  – Erg Chegaga

 


 

26.12. 2015 – 28.12.2015

Aus den Dünen über die Berge und Canyons nach Taroudant

 

Vom Erg Chegaga aus folgen wir anfangs der Sandpiste zur Schwemmtonebene des Lac Iriki. Auch hier sind in den letzten Jahren viele neue Cafès entstanden, die alle auf Besucher warten. Weiter geht es über die Steinflächen nach Foum Zguig. Von dort biegen wir auf die AFT (Foum Zguig – Talouine) der Pistenkuh. Diese Strecke erweist sich als landschaftlich spektakulär und abwechslungsreich, allerdings im mittleren Abschnitt (nach der Hochebene von Isil) sehr herausfordernd. Die dort aufwändig angelegte Piste wird nicht mehr benutzt und ist streckenweise nur mit großer Vorsicht und Pistenbauaufwand befahrbar. Wir wissen, dass wir diesen Abschnitt gut meistern müssen, denn einmal auf der Strecke, gibt es kaum eine Möglichkeit zum Umkehren. Die Piste ist zu eng und steil, die Oueddurchfahrten zu grobblockig. Cappuccino und wir meistern diese Off-Road-Challange hervorragend, allerdings mit großem Nervenaufwand, Pistenbau und Gekurble. Dies ist mit Sicherheit eine der herausfordernsten Pisten, die wir je gefahren sind und sie hinterlässt die ersten bleibenden Spuren am Cappuccino. Umso eindrucksvoller ist der Ksar und Palmenhain von Agouines. Wie in einem Bergbauerdorf kleben die Häuser an den Steilhänge, jeder Quadratmeter ist mit einer Terrasse versehen und intensiv genutzt. Die Strecke führt direkt durch den Hain und das Dorf, wirklich spannend. Wenn man aus dem Canyon hinausklettert, führt die Piste über die steinige Hochfläche des Anti Atlas zur Teerstraße nach Taliouine, vorbei an der einen oder anderen Speicherburg im Felsen (z.B. Ifri). Taroudant am Abend ist umtriebig. Eine Übernachtung an der Stadtmauer beim Hotel Salam ist nicht mehr möglich, allerdings gibt es einen netten Campingplatz in ca. 4 km Entfernung („Le Jardin“).

 

ÜN: Palmenhain von Lemdint - Campingplatz Le Jardin in Taroudant

 


 

29.12.2015 – 1.1.2016

Silvester in den Dünen des Plage Blanche und Spaziergang bei den Felsbögen von Legzira

 

Von nun an sind wir 8 Personen: unsere Söhne und ihre Freundinnen und Freunde aus Wien sind am Flughafen von Agadir, bzw. Marakkech gelandet, um die nächsten Tage mit Mietauto und Zelt dabei zu sein. Unser erster Übernachtungsplatz ist der Campingplatz Sidi Ouassai Beach ca. 30km südlich von Agadir. Direkt am Meer gelegen ist er ein guter Ort um sich auf die weiteren Highlights einzustellen. So rasch es geht (viel Verkehr!) fahren wir am nächsten Tag auf der N1 nach Süden, über Tiznit und Guelmin. Kurz vor Tan-Tan beginnt dann für die Neuankömmlinge die erste Pistenerfahrung: wir nehmen die Piste entlang des Ouadi Draa zur Küste und bleiben in den Dünen direkt an der Mündung stehen. Weiter führt uns eine steinige Piste am Steilrand der Küste nach Norden Richtung Plage Blanche. Fischer leben hier und verkaufen auch gerne ihren Fang. Die Polizeikontrollen sind dicht, aber immer höflich und freundlich. Von der Steilküste führt nach dem Fort Aoreora eine steile Sandpiste hinunter zur Düne, die bis zum Plage Blanche reicht. Das Hinunterfahren und anschließende Dünensurfen begeistert uns sehr. In den Dünen finden wir einen würdigen Feierplatz für Silvester und Martins Geburtstag. Die landschaftlichen Kontraste von Dünen und Meer könnten nicht größer sein und machen diesen Ort zu etwas ganz Besonderem. Bei Ebbe fliegen wir  an nächten Tag über den nassen Strand, um dann über eine steile Ausfahrt wieder auf die Felsküste zu klettern. Die Abfahrt beim Fort Bou Jerif zur betonierten Furt bei Foum Assaka hat es noch einmal in sich und dann rollen wir flott auf Asphalt nach Sidi Ifni (Camping El Barco). Im späten Nachmittagslicht sind die Felsbögen von Legzira besonders plastisch und direkt am Strand schmeckt das Abendessen gut.

 

ÜN: Campingplatz Sidi Ouassai Beach - Dünen an der Wadi Draa Mündung - Dünen südlich des Plage Blanche -

           Campingplatz El Barco (Sidi Ifni)

 


 

2.1.2016 – 5.1.2016

Vom Agadir Amtoudi über Tafraoute zum Flughafen Agadir und Essaouira

 

Wir verlassen nun das Meer und wollen in die Berge zum Agadir Id Aissa bei Amtoudi. Die Strecke führt über Guelmin nach Targhjit und ist durchgehend asphaltiert. In Amtoudi erwartet uns ein sehr freundliches Team am Campingplatz. Ein Guide führt uns am Nachmittag im besonders plastischen Licht auf die Speicherburg und erzählt viele Geschichten. Der Rundblick von oben ist sehr eindrucksvoll. Eine kurze Wanderung in den alten Ksar, die Schlucht und durch den Palmenhain zurück zum Campground runden den Ausflug ab. Die Weiterfahrt führt durch den Canyon von Amtoudi auf die Hochfläche bei Izerbi. Viele neue Bauten und Straßen fallen hier auf. Die Rundfahrt durch das Ait Mansur Tal und die Schlucht von Timguelchte sind sehr eindrucksvoll. Bei den Painted Rocks südlich von Tafraoute ist gut zu übernachten und Tafraoute selbst ein netter Ort zum Bummeln. Über das Gebirge geht es weiter auf der R105 nach Norden, nach einem kurzen Stopp beim eindrucksvollen Agadir Tizrgane, das wie eine Befestigung auf einem Hügel thront. Von der Dachterrasse des Guest Houses hat man einen tollen Blick in die Berge. Bei Ait Baha verlassen wir die Berge wieder und rollen in die Ebene hinaus zum Flughafen von Agadir. Hier nehmen wir Abschied von der Jugend, die wieder nach Österreich zurück fliegt. Mit Anias und Paulette fahren wir noch weiter nach Essaouira. Die Küstenstraße gefällt uns nur mäßig, aber Essaouira hat wirklich ein besonderes Flair. Hier trifft Marokko auf Andalusien und die Westsahara. Ein guter Ort zum Abschluss dieser Reise.

 

ÜN: Campingplatz in Amtoudi - Painted Rocks südlich von Tafraoute - kurz vor Ait Baha - Essaouira (Hotel Les Matins Bleue)

 


 

6.1.2016 – 9.1.2016

Heimreise

 

Fahrt zum Hafen Tanger Med und Heimfahrt nach Genua.

Am 9.1. sind wir um 7:30 in Genua und um 18:00 dann in Linz zu Hause.

 

Wieder hat uns Marokko in seiner Vielfalt begeistert. Manche Ecken sind uns schon vertraut, manche haben wir uns vertrauter gemacht und so Vieles haben wir immer noch nicht gesehen. Wir wünschen dem Land von ganzem Herzen, dass es die Wirren und Irrungen, die derzeit Teile der Islamischen Welt erschüttern, übersteht und weiterhin viele reisefreudige Besucher so freundlich willkommen heißen kann, wie wir es erleben durften.

 

Wir kommen sicher wieder – In-Shallah!