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[07] Rast am See und Abschied von der Osttürkei


Donnerstag, 5.9.2019 - Dienstag, 10.9.2019 - km 401

GESAMT:  29 Tage - 4.028km

Durch malerische Canyons, heftige Abbaugebiete und über Gebirgsrücken gelangen wir nach Bitlis, der alten Kurdenstadt am Steilhang mit ihren Steinhäusern aus dunklem Basalt. Wir werden immer wieder kontrolliert. Mal freundlich, mal genau, mal unhöflich – je nach Stimmungslage. Im Cafe in der Altstadt, wo natürlich nur Männer ihren Tee trinken, werden wir freundlichst bedient und dürfen auch den Tee nicht bezahlen. Der junge Bäcker macht für uns extra frisches Pide - Brot: "Welcome to our town" - genau so fühlt es sich hier auch an.

 

Hinter Tatvan schrauben wir uns zu den Kraterseen im Nemrut Dagi, dem 3.000m hohen Vulkan am Westufer des Van Sees. Hier, am kleinen, warmen Ili Gölü lässt es sich herrlich aushalten. Der Betreiber eines improvisierten Tee-Steinhauses freut sich, dass wir da sind. Mitten im Krater und auf 2.200m Höhe sind die Temperaturen angenehm. Zum ersten Mal packen wir unsere Jacken aus. Lesen, Wandern & Radfahren, Reiseplanung und nachts keine Kontrollen. Aber Besuch von 2 Bären im Teenager Alter. Die Müllreste der Tagesgäste, die überall herumliegen, bieten ihnen eine große Auswahl an Fressmöglichkeiten. Natürlich riecht unser frisch zubereitetes Abendessen besonders gut – aber Christian verteidigt unser Mahl mutig mit einer Zeltstange, als die frechen Bären ins Auto klettern möchten. Am Wochenende kommen viele Einheimische zum Picknicken. Wir wollen gar nicht wissen, auf wievielen Handyfotos wir nun abgebildet sind. Als sich sogar eine Hochzeitsgesellschaft unseren Cappuccino als passende Kulisse für das Fotoshooting aussucht, wird es uns doch ein wenig zu viel. Höflich, aber bestimmt bitten wir die fröhliche Gruppe, sich nicht auf unsere Sesseln zu setzen. Genug ist genug :-).

 

Über eine Piste und kleine, arme Dörfer gelangen wir ans Nordufer des Van Sees. In Ahlat liegt ein beeindruckendes Gräberfeld. Stelen mit arabischen und persischen Inschriften sind stumme Zeugen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sie erzählen kurze Geschichten der Menschen, die hier lebten. Ein junger Archäologe sagt uns, dass ca. 1000 Stelen bereits ausgegraben und wieder aufgestellt wurden, weitere 8000 werden noch unter dem Erdreich vermutet.

 

Bewacht vom 2.höchsten Berg der Türkei, dem Vulkan Süphan Dagi mit 4.438m, genießen wir das türkis-blaue, etwas seifige Wasser des Sees, diesmal ganz alleine.

 

Zum Abschluss möchten wir noch das Armenische Kloster auf der Inseln Ahtamar besuchen. Die Straße auf der Südseite des Van Sees schlängelt sich durch malerische, ursprüngliche Täler mit Schafen, Bäumen und kleinen Gärten. Bei der Fähre in Gevas sorgt die Anwesenheit eines hohen armenischen Geistlichen für viel Polizei. Wasserwerfer und allerlei militärische Fahrzeuge sind aufgefahren. Wir möchten das Kloster in Ruhe genießen und ziehen uns auf einen kleinen "Campingplatz" in der Nähe zurück. Hier können wir die Türkeireise abschließen und uns auf den Iran vorbereiten, in den wir am 12.9. einreisen wollen.

 

Am Montag ist der Militärspuk vorbei und wir genießen die Kreuzkirche Ahtamar mit nur wenigen Einheimischen. Für uns ist die Kirche mit ihren beeindruckenden Friesen vor allem auch ein Statement der Armenischen Community. Errichtet wurde sie bereits um 920; in den mehr als 1000 Jahren hat sie wohl viel erlebt. In den 1950er Jahren konnte der Abriss gerade noch verhindert werden und 2010 durfte wieder eine erste orthodoxe Messe gefeiert werden.


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Kommentare: 3
  • #1

    Maria & Wolfgang (Mittwoch, 11 September 2019 05:56)

    Tolle Berichte über eine abwechslungsreiche Reise, mal abenteuerlich, mal enspannend, so mögen wir das, wir, die modernen Nomaden! Habt weiterhin eine gute Zeit und kommt gut an im schönen Iran!
    Glg aus Kreta Maria & Wolfgang & Flora

  • #2

    Engelbert Kohl (Mittwoch, 11 September 2019 08:56)

    Hallo "Stones",Merhaba Weltreisende!
    Toll,freue mich das Ihr "am Weg seid"...Alles Gute!
    ...ja und ich lese natürlich mit grossem Vergnügen mit...,sind ja viele Routen,Wege,Pisten...,wo Ihr ev.noch unsere Spuren "sehen" könntet..
    Bon Route!
    Monika u. Bert Kohl

  • #3

    Karin (Samstag, 14 September 2019 12:18)

    So tolle Fotos und so spannende Geschichten! Danke, dass ich ein bisschen mitreisen darf.
    Alles Liebe, Karin