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Mittwoch, 12.10.2022 - Dienstag, 18.10.2022 - km 498
GESAMT: 44 Tage - km 5.460
Heftiges Schneetreiben und 2°C erleichtern uns den Abschied aus El Calafate. Tanken und Brot kaufen, dann sind wir on the road Richtung chilenische Grenze. Leider lassen wir uns verführen und nehmen die um 70km kürzere Strecke über die R7 (ehemalige Ruta 40). Die Piste ist rumpelig und mühsam, sehr heftige Windböen lassen Cappuccino richtig viel arbeiten und schlucken. In der trostlosen Siedlung Tapi Aike (1 Tankstelle, 1 Polizeistation und 1 kaputtes Gebäude) kann ich die Autotür kaum öffnen, so stark drückt der Wind dagegen. Ein kurzes Stück ist uns Asphalt vergönnt, aber zum Grenzübergang Cancha Carrera auf argentinischer Seite rumpeln wir wieder über eine Piste. Freundlich und rasch wird amtsgehandelt – angesichts der trostlosen Blechbaracke und der Kälte, in der die Grenzbeamten ausharren müssen, verstehen wir das gut. Nach weiteren 8 km auf Asphalt liegt der chilenische Grenzposten von Cerro Castillo. Auch hier freundlicher Empfang. Impfnachweis herzeigen, Pass stempeln lassen, Auto einführen und dann zur Lebensmittelkontrolle. Kühlschrank, Truhen und auch Außenstauraum werden aufmerksam inspiziert, denn es dürfen kein Fleisch oder Wurstwaren, kein Obst, Gemüse, Eier, auch kein Honig eingeführt werden. Milchprodukte sind kein Problem. Eine Zwiebel und eine Zitrone müssen wir den Grenzern überlassen, alles andere ist okay. Mit freundlichem Winken werden wir entlassen.
Cerro Castillo ist ein hübscher Ort mit vielen neuen Gebäuden, fast ein wenig steril. Wir machen uns weiter auf den Weg in den Nationalpark Torres del Paine. Erste Blicke auf die tolle Bergkulisse der Granittürme und schneebedeckten Gipfel erhaschen wir vom Mirador Laguna Sarmiento und von einem hübschen Platz nahe der Laguna Azul. Das Wetter ist hervorragend und wir steuern voll Tatendrang den Eingang "Laguna Amarga" zum Nationalpark an. Wir stellen uns brav in die Schlange der ersten Wanderer. Als wir zum freundlichen Guard kommen und fragen, wo wir Tickets kaufen können, schreibt er mittels Übersetzer „No tickets here in the park, only on internet! And there is no internet here“. Wir schauen offensichtlich so irritiert, dass er schließlich noch einmal zum Handy greift und tippt: „No problem if you don’t have a ticket – where do you want to go?“. Jetzt sind wir noch erstaunter – haben wir doch überall von hohen Strafen gelesen, wenn man ohne Ticket angetroffen wird oder keinen Campingplatz reserviert hat. „Don’t worry“ lese ich in seinem Handy „everything okay! If you want to hike just go there…..“ und er deutet auf die Piste, die zum Welcome Center Las Torres führt. Na dann, wenn er es sagt!?!
Am Parkplatz des Welcome Centers finden wir – so wie überall im Park – unglaublich viele Verbotsschilder. Natürlich ist auch ein „no acampar“ Schild da, aber trotzdem können wir hier mit weiteren anderen ohne Probleme übernachten. Irgendwie irritiert uns das schon. Wozu dann die vielen Regeln und Strafandrohungen? Na ja, wir müssen nicht alles verstehen.
Vom Parkplatz aus wandern wir am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein und relativ wenig Wind zum Mirador Las Torres. Nach fast 1000 Höhenmetern, 2/3 davon steil bergauf im Bachbett und 3 ½ Stunden sind wir oben, überwältigt vom Panorama und überglücklich. Gut, dass wir schon um 8:00 aufgebrochen sind, denn ab 10:00 wandern wahre Kolonnen den schmalen Steig hinauf zum mit Eisschollen bedeckten Lago am Fuße der Torres. Wie das im Sommer sein muss, möchten wir uns gar nicht erst vorstellen. Nach weiteren 3h bergab sind wir müde, aber sehr zufrieden wíeder bei unserem Cappuccino und einem kühlen Bier.
Mit großer Muße – „sin prisa“ wie man hier sagt – gondeln wir weiter bei nach wie vor traumhaftem Wetter durch den Park. Wir wandern zu Wasserfällen, blicken auf grüne Lagunen mit Enten und sind von den Cuernos, den drei hellgrauen Granithörnern, die schwarze Kappen aus Sedimentgestein tragen, sehr beeindruckt. Schließlich parken wir bei der Guarderia Lago Grey. Vom Mirador Lago Grey hat man einen eindrucksvollen Blick auf den Gletscher und die Eisberge, die bis fast zum Hotel Lago Grey schwimmen.
Und dann finden wir einen Übernachtungsplatz, der kaum zu toppen ist. Nur wenige Kilometer außerhalb des Parks kann man am Rio Serrano auf grüner Wiese direkt am Fluss stehen mit weitem Blick auf die gesamte Bergkulisse. Einheimische versichern uns, dass wir ganz einfach bleiben dürfen. Der Wind hat sich gelegt, im Rio tuckern Wasservögel, einige Fischer versuchen ihr Glück, eine Pferdegruppe reitet am Horizont nach Hause und im Hintergrund leuchten die Spitzen der Cuernos und der Torres orange-rot im Abendlicht. Auch auf dem Gletscher liegt ein leichter rosa Schein. Wir sind tief beeindruckt und sehr glücklich.
Zwei Gründe lassen uns diesen paradiesischen Platz verlassen: neuerlich unglaublich heftiger Wind, der jeden Aufenthalt im Freien unmöglich macht, und unser leerer Kühlschrank. Wir brauchen dringend Lebensmittel, also auf nach Puerto Natales. Von hier startet auch die Fähre „Transbordadora Austral Broom“, die uns nach Puerto Yungay bringt.
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Elisabeth (Montag, 24 Oktober 2022 20:51)
Danke für euren wunderbaren Reisebericht liebe Lisi und lieber Martin.
Die Carretera Austral wird ‚schönste Fernstraße der Welt‘ genannt, lese ich. Ihr lässt uns teilhaben an traumhaft schönen Landschaften und euren interessanten Begegnungen. Danke dafür und weiterhin eine gute Zeit und viele glückliche Stunden. Alles Liebe
Elisabeth und Karl
Peter und Patricia Schirato (Samstag, 29 Oktober 2022 19:05)
Fantastische Bilder! Danke für den eindrucksvollen Reisebericht.
Weiterhin schöne Erlebnisse wünschen Patricia und Peter
Charly (Sonntag, 30 Oktober 2022 09:42)
Hallo ihr Lieben! Kann mir nicht oft genug eure traumhaften Fotos angesehen. Unglaublich schön! Vielen Dank!