Italiens Süden - Basilikata - Apulien - Kalabrien

 

  • wunderschöne Landschaften
  • vielfältige Kultur
  • dramatisches Ende

Matera
Matera

 

22.04.2025 – 26.04.2025

 

Die Fahrt von Linz bis Gemona di Friuli verläuft zügig und die Nacht am dortigen städtischen Stellplatz regnerisch. Am nächsten Tag erreichen wir mit viel Verkehr und immer wieder Regen San Marino. Nach einem heftigen Gewitter nehmen wir die Seilbahn hinauf in die Altstadt, die aber mehr einem „living museum“ gleicht. (Übernachtung am Parkplatz der Seilbahn, der ausreichend Platz auf verschiedenen Ebenen bietet).

Die Weiterfahrt auf der A14 über Ancona – Pescara – Termoli. Der Stellplatz am Hafen gefällt uns nicht und so geht´s noch weiter bis Marina di Chiéuti, wo wir herrlich am Strand stehen und einen Ruhetag nach der langen Anfahrt einlegen.

 


27.04.2025 – 02.05.2025

 

Wir tingeln weiter der Küste entlang, umfahren den Lago de Lesina im Süden und auf einer Stichstraße zum Torre de Sfinale entdecken wir ein kleines Hinweisschild auf einen Stellplatz. Über eine ziemlich rumpelige Zufahrt erreichen wir den Felssporn an der Küste – was für ein toller Ort. € 15.- möchte der Besitzer pro Nacht, das ist es wert. Von hier aus starten wir die erste Mountainbike-Tour – endlich etwas Bewegung J

Am nächsten Tag umrunden wir den Gargano – viele Feriensiedlungen. Über Pugno Chiuso, Manfredonia nach Troja und Orsara di Puglia (freier Stellplatz). Die Lokale scheinen alle geschlossen zu sein, aber da entdecken wir doch das äußerlich unscheinbare „Donna Cecilia“, wo offnbar nur Einheimische verkehren. Es gibt keine Speisekarte, aber der Chef verwöhnt uns persönlich mit herrlichen Gerichten.

 


Weiter geht´s nach Montaguto und Melfi. Die Kathedrale Maria Assunta samt Campanile aus dem 11. Jhdt. sind einen Besuch wert. Die imposante Normannenburg Castello di Melfi ist leider geschlossen. So setzten wir unsere Fahrt zu den Laghi Monticchio fort, wo wir am kleineren See einen sehr schönen Übernachtungsplatz bei den Klosterruinen unter Kastanien finden. Lisi wandert noch hinauf zum Kloster San Michele (Benediktiner bis ins 19. Jhdt). Abends versucht noch ein Fuchs, unsere Treppe zu erklimmen :-) Gemütlicher Abendausklag


Ein sonniger Morgen und ein steiler Weg bringt uns auf den Vulkan Monte Vulture. Die Aussicht genießen wir bei einem kräftigen Espresso. Die römischen Ausgrabungen von Venosa beeindrucken uns nicht so sehr. (vielleicht haben wir einfach schon zu viel gesehen auf unsern Reisen J) Aber die unvollendete Kathedrale ist doch etwas Besonderes.

Über Spinazola steuern wir das weithin sichtbare Castel del Monte an. Hier waren wir schon 1982 auf unserer Hochzeitsreise- damals noch mit unserem VW T1. Da konnten wir noch direkt vor der Burg übernachten.  Jetzt ist es sehr viel touristischer geworden – hohe Parkgebühren und saftiger Eintritt. Wir umrunden den Park und nähern uns auf einer Waldpiste dem Castel. So können wir „ungeschoren“ bis in den Vorbereich kommen J.

Dann rasch weiter nach Matera, der Kulturhauptstadt 2019. Auf einer ehemaligen GoKart-Anlage finden wir einen geeigneten und ganz netten Stellplatz (€ 23.-/N), von wo aus wir die Stadt mit dem MTB erkunden. Für die engen und stufigen Gassen bleibt aber dann doch nur der Fußmarsch. In einer ehemaligen Felsenhöhle kann man nachvollziehen, wie die Menschen hier einst gelebt haben, und das zur Miete. Denn das Land samt Höhle gehörte dem Gutsherrn oder der Kirche !

Am späteren Vormittag wird uns aber das „Touristengewühl“ zu viel. Mit einem Abstecher zu einer LandArt radeln wir wieder zu unserem Standplatz und verlagern uns noch 17km zur Laterza-Schlucht (WoMo-Stellplatz), die wir am nächsten Tag erwandern.

 

Da eine Stütze unseres Radträgers gebrochen ist, suchen und finden wir Hilfe beim Gianfranco, dem Inhaber des Kartbahn-Stellplatzes. Der organisiert für uns, dass das ausgebaute Alu-Teil trotz Feiertag und Wochenende super geschweißt wird – danke !

Die Zeit, bis er das Teil zurück bringt, nutzen wir zum Wäschewaschen, Duschen, Putzen.

 

Dann geht´s noch weiter Richtung Dolomiti Lucarni. An der Abzweigung von der E847 nach Pietrapertosa entdecken wir einen großen, ungenutzten Parkplatz am Fiume Basento. Hier bleiben wir erstmal.

 


03.05.2025 – der Schicksalstag

 

Bei wunderbarem Wetter „satteln“ wir unsere MTBs und folgen einer Route vom Komoot in die wilde Landschaft der Dolomiti Lucane. Dieser track stellt sich als bedeutend „anspruchsvoller“ heraus als erwartet. Einmal geht´s über einen steilen, von Kühen zertrampelten Abhang hinauf (Mischung aus Tragen und Schieben), dann wieder einen an sich sehr schönen „Weg der 7 Steine“, der aber eben ein Wanderweg mit vielen steilen Stufen ist und praktisch nicht befahrbar ist. Auch im wunderbar gelegenen Pietrapertosa führt uns der track über steile Stufen. Wieder über nette Wege erreichen wir schließlich das ebenfalls malerische Castelmezzano. In Mitten der vielen Touristen stärken wir uns noch mit einem Getränk, bevor wir die rund 10km auf der SP13 zurück zu unserem Cappuccino rollen.

 

Rund 2 km vor unserem Ziel geschieht es jedoch: Lisi kracht – aus nicht mehr eruierbaren Gründen und offenbar mit ziemlicher Wucht - in einer Serpentine in die Leitschiene. Ich bin rund 100 m vor ihr und höre nur ein Krachen und einen Schrei. Ich finde sie hinter der Leitschiene im Gebüsch mit einer großen klaffenden Wunde am rechten Oberschenkel, beide Beine sind besorgniserregend verdreht. Sie kann sich nicht bewegen, ist aber ansprechbar.

Was tun – wen anrufen – geht mir durch den Kopf. Ich stoppe das nächste Auto und das überaus hilfsbereite junge Paar, das Gott sei Dank auch einigermaßen Englisch spricht, verständigt die Rettung und bleibt  bei uns. Nahezu endlos wirkende 25min später kommt die Ambulancia und bringt Lisi in das nächste Spital in die rund 35km entfernte Kreisstadt Potenza. (San Carlo Azienda Ospedaliera Regionale)

Ich radle so schnell als möglich zu unserem Auto und rase der Rettung hinterher. Es dauert ein wenig, bis ich Lisi in diesem großen, verwinkelten Gebäude ausfindig machen kann. Sie wird gerade in der Notfallaufnahme untersucht (Röntgen)  und dann stationär aufgenommen. Die Verständigung ist schwierig, da wir leider praktisch kein Italienisch und die Ärzte und Pfleger hier weder Englisch noch Deutsch sprechen. Sie wollen sofort operieren. Ich nehme sofort mit dem Österreichischen AutomobilClub in Wien Kontakt auf, um nach Möglichkeit einen sofortigen Heimtransport per Flugzeug zu organisieren. Aber sowohl der Arzt in Wien als auch die Ärzte vor Ort geben mir zu verstehen, dass mit dem total abgebrochenen rechten Oberschenkel (und dazu Schien- und Wadenbein am linken Sprunggelenk) ein Heimtransport wegen Emboliegefahr nicht zu verantworten ist. Dann blieb nur zu hoffen, dass die hier eine gute Arbeit machen.

 

Die Operation (an beiden Beinen) dauert 5 Stunden, bis ich Lisi wieder besuchen kann. Die Ärzte wirken professionell, das Pflegepersonal eher rüde. Ich suche mir einen Platz auf einem nahegelegenen Parkplatz und bin so oft und viel wie möglich bei Lisi.  Die leibliche Versorgung im KH ist mehr als saprtanisch; so verwöhne ich Lisi am Muttertag mit einem kleinen Genuss aus den Vorräten aus unserem Cappuccino: Entenbrustfilet mit Blaukraut und Knödel :-)


Schließlich dauert es bis Montag, 12.05., bis Lisi nach Hause geflogen werden kann; aber nicht wie angenommen, im AmbulanzJet, sondern im Rettungsauto nach Neapel, von dort mit dem Linienflugzeug nach Wien (in der Trage einfahc auf die Sitzlehnen geschnallt) und weiter mit der Rettung nach Linz ins UKH – eine wahre Tortur.

 

Ich mache mich sofort auf den Weg – ich will so schnell wie möglich wieder bei Lisi sein. Ein paar doppelte Espressi und Cola (vermutlich auch die Anspannung) lassen mich hellwach sein und so fahre ich die 1.400km den Tag und die Nacht in 17h durch nach Linz. Das erste Mal hab ich kurz von Ansfelden gegähnt  - Koffein und Adrenalin haben offenbar gewirkt J

 

Im Unfallkrankenhaus in Linz stellt sich dann nicht nur heraus, dass auch an der rechten Schulter etwas ausgebrochen ist, sondern so nach und nach müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Ärzte in Italien leider „ziemlich gepfuscht“ haben. Zuerst muss nun die 35°-Fehlstellung des Oberschenkels korrigiert werden, dann der Ausbruch der Schulter operiert, und nun muss auch noch der schiefe Nagel im linken Schienbein entfernt und durch eine kleine Platte ersetzt werden. Welch ein Horror. Zu allem Überfluss ist an der OP-Stelle der Italiener auch noch eine größere nekrotische Stelle entstanden, bei der jetzt eine Gewebetransplantation erforderlich war.

 

Aber Gott sei Dank scheint Lisi hier in guten und einfühlsamen Händen und so hoffen wir, dass alles „wieder heil wird“, auch wenn das sicherlich noch eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird und Lisi verständlicher Weise schon sehr angespannt ist.