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Zurück in Lesotho und nach Mariazell


Donnerstag, 15.2.2018 – Donnerstag, 22.2.2018  -  k m 934

GESAMT: 207 Tage  -  23.278 km

Langsam beruhigt sich das Wetter und wir verbringen eine regenlose Nacht in der Kulisse des Golden Highlands National Park. Leider sind die erlaubten Rundfahrten asphaltiert und fallen unter „Sonntag – Nachmittag – Spaziergang“ 😊.

 

In Clarens versorgen wir uns, gehen wieder einmal zum Friseur und nehmen intensiv die Diskussionen um Jacob Zumas Rücktritt wahr. Dies bewegt alle Menschen hier, ganz gleich welcher Hautfarbe oder ethnischer Zugehörigkeit, sehr. Hoffentlich nimmt das Land eine gute Entwicklung. Derzeit scheinen alle mit der politischen Situation unzufrieden zu sein.

 

In Caledonspoort überqueren wir die Grenze nach Lesotho. Wir treffen den jungen Grenzbeamten wieder und er sagt breit lachend „You’ve kept your promise – you are back! Welcome“. Wir freuen uns auch zurück zu sein, vor allem weil der Wetterbericht Sonne und wenig Regen verheißt.

 

Unser erstes Ziel ist der Katse – Damm im Landesinneren. Über Hlotse und Pitseng schrauben wir uns auf 3.090m, dann wieder auf 1.800m hinunter nach Ha-Lejone. Dort nehmen wir die Piste, die den aufgestauten Bokong – River folgt. In einem kleinen Dorf halten wir bei einer Schule, wo der Unterricht gerade schließt. Die Lehrerinnen und der Principal erzählen uns so einiges über ihre Arbeit. Government has forgotten us – we have no kitchen, no electricity and no heating”. Hier wird trotz aller widrigen Umstände wirklich Basis - Bildungsarbeit geleistet! Sie erzählen uns auch, dass der Stausee das lokale Klima verändert hat und dass einige Dörfer umgesiedelt werden mussten.

 

Leider sind wir für die Führung im Visitor Center des Katse Damms um 10 Minuten zu spät und von den mindestens 10 anwesenden Personen kann niemand die CD für die digitale Präsentation einlegen. Schade, wir hätten viele Fragen gehabt. Zumindest wissen wir jetzt, dass ein Teil des Wassers über einen unterirdischen Tunnel nach Südafrika exportiert wird, ein anderer Teil wird zur Stromerzeugung für Lesotho verwendet. Am Stausee gibt es außerdem ein Forellenzucht – Projekt. Hochglanzbroschüren erzählen von Tourismusprojekten und Investitionen in die Community.

 

Unterhalb der hohen Staumauer fischen 3 Burschen Forellen und innerhalb von 10 Minuten bekommen wir für umgerechnet 2,80 € zwei große Lachsforellen 😊.

 

Auf unserem weiteren Weg klettern wir wieder Pässe hinauf und hinunter. Die A3 führt auf dem Mokhoabong Pass immer zwischen 2.600m und 2.700m dahin. Hier ist das Reich der Hirten, die - eigehüllt in Decken - ihre Schaf- und Kuhherden, Eseln und Pferde begleiten. In Mantsonyane, einem bunten Durcheinander aus Marktständen, Hütten und vielen Menschen versuchen wir Informationen über eine Piste nach Semonkong zu bekommen. Endlich, in der Polizeistation in der 6 Polizisten eng beisammen hocken und warten, sagt man uns, dass die starken Regenfälle der letzten Zeit die Flussdurchfahrt unmöglich gemacht haben. Wir müssen also auf der Asphaltstraße bleiben. Kurz vor dem nächsten Pass fahren wir eine kleine Piste am Fluss Senqunyane entlang und bleiben am Ufer stehen. Abends winken uns lachend und singend Arbeiter zu, die auf einem Lastwagen heimgebracht werden. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass hier im Hinterland ein großes Anbauprojekt von medizinischen Heilpflanzen umgesetzt wird. Derzeit arbeiten schon ca. 300 Leute aus den umliegenden Dörfern mit, im Endausbau soll es Arbeitsplätze für bis zu 3000 Menschen geben. Ein internationales Konsortium ist der Geldgeber. Der junge Manager aus Südafrika, der uns das alles erzählt, ist sich der Verantwortung durch diese Intervention ins soziokulturelle System bewusst.

 

Unser Weg führt weiter wieder über Pässe, Cappuccino brummt brav die vielen Kehren hinauf und hinunter. Wir durchfahren intensiv genutztes landwirtschaftliches Gebiet oder Weideland. Die A5 bringt uns nach Roma, einem lebendigen Ort mit Geschäften, ATM, einer Tankstelle und dem Ableger der „Lesotho University“. Kurz hinter Roma sehen wir am Straßenrand junge Mädchen mit weiß bemalten Gesichtern, nacktem Oberkörper und einer eigenartigen Kopfbedeckung. Es sind Mädchen, die gerade eine „school of initiation“ besuchen. 3 Monate lernen sie, was es heißt hier eine Frau zu sein. In der Öffentlichkeit dürfen sie singen und bekommen dafür Geld. So nah liegen Moderne und Tradition beisammen…

 

Kurz vor Semonkong zweigt die Piste zu den Maletsunyane Falls ab. Mit 196m sind sie die zweithöchsten im Süden Afrikas und die höchsten, die in einem Fall in die Tiefe stürzen. Wir bleiben beim „View Point“ stehen und sind wirklich beeindruckt. Mit einem Hirten wandern wir ein Stück in den Canyon. Hier darf niemand unter Höhenangst leiden 😊. Eine Gruppe Touristen seilt sich neben dem Wasserfall ab – mit 204m ist dies die höchste „abseiling – possibility“ der Welt und steht im Guinness Buch der Rekorde.

 

Es ist Wochenende und im Laufe des Nachmittags füllt sich die Wiese mit Besuchern, die ihre Griller auspacken und Zelte aufstellen. Das Areal verwandelt sich in eine Art „Party – Zone“ mit Musik aus jedem Auto und Bier in jeder Hand. Viele, Einheimische und Touristen, kommen zu unserem Auto und wollen wissen, woher wir sind oder ein Foto von sich mit Cappuccino machen. Eine junge schicke Dame fragt nach Zündern und Salz. Wir geben ihr das Gewünschte mit den Worten „But please, bring them back!“. Sie bringt alles wieder und stellt sich dann als Mitglied der Royal Family vor. Sie sei mit Freunden hier zum Feiern und sie könnte uns einen Fototermin bei seiner Majestät verschaffen. Wir lehnen höflich ab, fragen aber ein wenig nach der politischen Situation im Land. Offensichtlich ist die Balance zwischen Monarchie, gewähltem Parlament und dem Senat (House of Chiefs) nicht leicht zu halten. Sie meint jedenfalls, wir wären zu einem guten Zeitpunkt hier, denn vor einem Jahr hätte es politisch motivierte Morde gegeben. Na, da sind wir aber froh, dass wir jetzt da sind 😊. Dann schlendert sie wieder zurück zu ihren Leuten um Party zu machen.

 

Abends sind wir ganz alleine, hören nur das Donnern des Wasserfalls. Auch die Kinder, die uns den ganzen Tag neugierig, aber schüchtern beobachtet haben, sind verschwunden. Als wir am nächsten Tag aufwachen, wissen wir warum Semonkong „Ort des Rauches“ heißt – Nebelschwaden verhüllen Teile des Wasserfalls und steigen gespenstisch die Felswände hoch. Was für ein fantastischer Ort!

 

Wir fahren weiter Richtung Malealea Lodge, der angeblich besten Lodge im Land. Da wir uns und Cappuccino die direkte Piste nicht zumuten wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als über die Asphaltstraße Richtung Roma und Maseru zu gondeln. Die Lodge liegt hinter dem „Gates of Paradise Pass“. Es gibt sie seit 35 Jahren und es werden ausschließlich Locals beschäftigt. Die Lodge versprüht den Charme der 70er Jahre, einen echten Campground hat sie eigentlich nicht, aber wir können zwischen den Rundhütten und den Waschhäusern stehen. Wir bleiben, weil die Atmosphäre sehr entspannt ist und wir San – Zeichnungen im nahen Canyon auf einem Ausritt mit Lesotho – Pferden besichtigen wollen. Die gutmütigen Pferde tragen uns über Felder und an den Rand eines Canyons, wo wir dann zu Fuß zu den grazilen Zeichnungen wandern. Das ist eine schöne Art, dieses Land zu erkunden!

 

Über eine passable Piste im Hinterland erreichen wir Mohale’s Hoek, einem geschäftigen Ort im Süden. Leider kann uns niemand den Weg zum „Petrified Forest“ zeigen, den es hier geben soll. Aber ein Bäcker möchte, dass wir in sein Business investieren, damit er vergrößern kann. Als er begreift, wie weit weg Österreich ist, versteht er doch, dass wir dazu nicht wirklich bereit sind 😊.

 

Bei Alwynskop führt uns ein Schild zur „Reverend Ellenberger’s Cave“. Ein französischer Missionar hat hier Mitte des 19. Jahrhunderts sein Haus in eine Höhle gebaut, im Schlafzimmer gibt es „negative Dinosaurier Fußabdrücke“ auf der Decke. Der Kurator erzählt uns viel über die Geschichte Lesothos, die vor allem aus Kriegen, Überfällen und Vertreibungen besteht. Reverend Ellenberger war offensichtlich nicht nur ein erfolgreicher Missionar, sondern auch geschickter Diplomat und Vermittler.

 

Kurz hinter Mount Moorsi folgen wir dem Fluss Sengu, einem Quellfluss des Oranje, und dann dem kleineren Quithing. Bald führt die Piste auf die ersten Hochebenen zwischen 1.600m und 1.800m. Hier liegen Dörfer und Maisfelder. Sie schraubt sich weiter hinauf auf ca. 2.000m, zum Letseng-La-Letsie See. Hier öffnet sich ein Paradies: Schafe, Rinder, Pferde und Esel grasen friedlich, Vögel nisten hier und Hirten ziehen vorbei.

 

Wir verlassen Lesotho schließlich über den Ongeluk’s Nek Pass, eine herrliche 4X4 Strecke und ein würdiger Abschluss. Die Piste fordert uns sehr. Steile Kehren, verblockte Abschnitte und loses Geröll verlangen 100%ige Autobeherrschung. Kurz vor der Grenzstation nach Südafrika ist der Track so unterspült, dass wir ca. 2 Stunden „Straßenbau“ betreiben müssen um weiterfahren zu können. Erleichtert erreichen wir die Grenzstation, wo sich die Beamten mit uns freuen, denn in den letzten Tagen ist hier niemand eingereist.

 

Unser erstes Ziel in Südafrika ist die Missionsstation Mariazell. Mitte des 19. Jahrhundert wurde sie vom Mariahiller-Orden gegründet. Die High School hat einen besonders guten Ruf, ca. 600 Schüler/innen lernen und leben hier. Father Bernard führt uns bereitwillig herum. Bei der Abendmesse erfüllt der intensive Gesang der Schüler/innen den Kirchenraum und wir sind wirklich berührt.


Kurzvideos


 600 Highschool students in Mariazell / Südafrika


bisherige Strecke in Südafrika & Lesotho


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Kommentare: 2
  • #1

    Ute (Sonntag, 25 Februar 2018 19:42)

    Wow - wieder war euer Bericht samt Fotos so spannend, dass ich jetzt direkt durchschnaufen muss ;-). Und wieder gab es ein Bilderbuch herrlicher Fotos für uns in der Eiseskälte Verharrenden. Danke!
    Euer Cappuccino ist echt ein technisches Meisterwerk!
    Alles Liebe weiterhin!
    Ute

  • #2

    Elisabeth (Mittwoch, 14 März 2018 21:28)

    Hallo liebe Elisabeth, habe wieder einmal endlich Eure Reise Anhand der Berichte und Bilder verfolgt! Bin einfach hin und weg. Mein Lieblingsbild: Lisi on horseback!
    So sehr ich die Lanschaftsbilder auch genießen kann, ertappe ich mich eindeutig dabei Lisi zu suchen! Ich freu mich ungemein darauf, wenn ich dich wieder sehe und drücken kann! Ich wünsche Euch von Herzen noch weiterhin alles Glück und viel Genuss! Elisabeth