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[27] Noch einmal Berge und Wadis - und dann über die Grenze


Montag, 27.1.2020 – Sonntag, 2.2.2020 - 1.089 km

GESAMT: 174 Tage –19.721 km

Der starke Wind treibt uns buchstäblich aus der Wüste. Susi und Christian wollen noch einmal ans Meer, wir fahren in nur 2 Tagen mehr als 1.000 km nach Norden über endlose Ebenen – unser Ziel ist das Gebirge. Einen kurzen Stopp legen wir bei den Dünen von Muqshin ein. Diese sind ganz hell und formen weiche, runde Sandberge, ganz anders als die in der Rub al-Khali. Aber auch hier weht ein heftiger Sandsturm, der das ganze Land mit einer milchig-trüben Stimmung überzieht. 

In Nizwa, einer geschäftigen Stadt am Gebirgsrand, ist der Wind endlich vorbei. Wir bummeln durch den Souk, bewundern das Fort und füllen unsere Lebensmittelvorräte. Cappuccino verlangt noch etwas Aufmerksamkeit: wir verbringen ein paar Stunden in einer Werkstatt in Bahla, weil eine der Aufhängungen des Mitteldifferentials gebrochen ist. Die Rumpelpisten hinterlassen Spuren, aber 3 Jungs aus Bangladesh und Martin schweißen alles wieder und wir können weiter.

Auf einer abenteuerlichen Piste überqueren wir den Gebirgszug des Hajar. Der Jebel Shams, mit 3009m der höchste Berg, begleitet uns am Horizont. Wir bleiben schließlich am Eingang zum Snake Canyon im Wadi Bani Awf stehen. 2 Stunden wandern wir in den Canyon, wir klettern über runde Felsblöcke und waten durch bauchtiefes Wasser. Ein echtes Highlight!

Getreu unserem Motto „off the beaten tracks“ folgen wir Pisten, die in keinem Reiseführer vermerkt sind. Dabei entdecken wir mitten in einem Wadi ein Lehmdorf, das erst in jüngster Zeit verlassen worden ist. In manchen Räumen sind noch Spuren der ehemaligen Bewohner zu finden. Sie wohnen heute erhöht am Wadirand in neuen Häusern aus Beton.

Es ist Freitag und etwas flussaufwärts bereiten gerade einige omanische Familien ihr Picknick vor. Sofort werden wir eingeladen zu bleiben und genießen ausgezeichnet gewürztes Huhn mit Reis und intensive Gespräche. Abends bemerkt ein omanischer Off-Roader, dass wir auf der Suche nach Feuerholz sind. Er dreht im Flussbett um, öffnet seinen Kofferraum und schenkt uns seinen gesamten Holzvorrat. „Just enjoy!“ und weg ist er. Einfach gelebte omanische Gastfreundschaft!

Auch die Piste zu den Beehive Tombs von Al Ayn birgt eine echte Off-Road – Überraschung. Cappuccino meistert eine enge Schlucht mit steilen, steinigen Auffahrten bravourös. Offensichtlich hat der letzte Regen die Piste etwas in Mitleidenschaft gezogen und sie wurde – sehr zu unserer Freude - nur notdürftig hergerichtet. 21 Beehive Tombs, 5000 Jahre alt, stehen in einer Reihe auf einer felsigen Kuppe, bewacht vom Jebel Misht. „Misht“ heißt Kamm – der Name könnte nicht besser zu diesem Berg passen. Ehrfürchtig erkunden wir die steinernen Zeugen, die der Forschung nach wie vor Rätsel in Bezug auf ihre wahre Funktion aufgeben.

Noch einmal steuern wir Bahla an, denn wir möchten uns mit Michi & Thorben und ihren Kindern Romy und Levi treffen. Sie sind gerade in ihrem Mercedes Rundhauber „Frosch“ von Jordanien kommend 3 Monate durch Saudi Arabien gereist und haben ganz viel zu erzählen. Auf dem Parkplatz des Forts werden Karten ausgebreitet, Highlights ausgetauscht und Tipps weitergegeben. Was wir erfahren, macht uns ganz neugierig auf dieses unbekannte Land.

Unsere letzte Nacht verbringen wir an der Mauer der alten Lehmsiedlung Al Sulayf. Im Abendlicht wandern wir durch die Gemäuer und hoffen, dass dieses Schmuckstück nicht zu perfekt restauriert wird, denn jetzt ist noch zu spüren, dass hier einmal große Betriebsamkeit herrschte.

 

Morgen werden wir die Grenze bei Al Ain in die Emirates überqueren. Wir spüren große Zufriedenheit und auch etwas Wehmut. Unsere Zeit hier im Oman war wie „Urlaub“ und ein großes Geschenk.



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Kommentare: 2
  • #1

    Surfy (Dienstag, 04 Februar 2020 14:08)

    Eure Bilder sind wunderschön!

    Der Iran ist auch schon lange auf meiner Wunschliste, aber die 2 Monate im haben letzten Sommer nur für eine Osteuropa Tour gereicht.

  • #2

    Stephanie (Dienstag, 04 Februar 2020)

    O-Man sind eure Erzählungen schön und gepaart mit den wirklich gelungenen Aufnahmen bekommt wohl jeder Fernweh.
    Aber wohl nicht jeder würde sich so eine Reise zutrauen...