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Fantastisches Altiplano und der große Schreck


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Sonntag, 1.1.2023 – Freitag, 6.1.2023 - km 1.069

GESAMT: 124 Tage - km 15.373

 

Nach einem gemütlichen Silvesterfest verlassen wir Chile Richtung Argentinien. Noch einmal genießen wir die landschaftlichen Highlights auf der Fahrt zum Paso Jama auf 4.200m. Der Grenzübertritt ist problemlos. Allerdings wundern wir uns ein wenig, dass auch bei unserer 3. Einreise in Argentinien wieder alle Daten von uns und Cappuccino händisch und am Computer neu eingetragen werden müssen. Ja, wir seien schon im System, versichert uns die Grenzbeamtin, aber es ist ja eine neue Einreise…. - na ja, wir müssen nicht alles verstehen – warum z.B. auf bereits vorhandene Datensätze nicht einfach zugegriffen werden kann….

 

Am Rande des Salar Cauchari biegen wir auf die Piste 27, wir möchten einige Tage in der Puna verbringen. Die Puna, oder auch Altiplano genannt, ist eine Hochebene zwischen 3.500m und 4.200m im Nordwesten Argentiniens. Da sie sowohl im Westen als auch im Osten von Gebirgsketten begrenzt ist, ist sie eine der trockensten Regionen der Welt und wird sie zu den Hochwüsten gezählt. Es erwarten uns hochgelegene Salzlagunen, Canyons, Hochmoore und Täler, bewacht von 6.000m hohen Vulkanen im Westen an der Grenze zu Chile und bis zu 5.600m hohen im Osten. Dieses einzigartige Gebiet ist nicht nur Siedlungsgebiet von Indigenen, es ist auch eines der Hoffnungsgebiete von Argentinien. Im Länderdreieck Bolivien – Chile – Argentinien liegen vermutlich 2/3 der Weltvorkommen von Silizium. Der Hunger der Welt nach Silzium ist groß und Argentinien möchte teilhaben am finanziellen Boom. Verschiedene Konsortien aus australischen und japanischen Bergbaufirmen sind eifrig dabei, diesen Schatz zu heben. Interessenskonfikte sind vorprogrammiert.

Auf unserem Weg in die Einsamkeit umfahren wir riesige Solarfelder, werden an neu angelegten „Campamentos“ vorbei geleitet und Kolonnen von LKWs, beladen mit schwerem Gerät, stauben uns gehörig ein. Hier wird heftig umgewühlt. In den kleinen Siedlungen stehen viele Häuser leer, dafür wachsen Containerdörfer aus dem Boden. Das alles spielt sich in unglaublich eindrucksvoller Szenerie ab. Die Hügelketten leuchten in den Farben Rot, Schwarz und Grau – „Colorados“ genannt. Wir durchqueren den Canyon Diaboli, wo aus den hohen schwarzen Lavaablagerungen in der Spitze scheinbar Gesichter hervorlugen. Die schneebedeckten 6.000er rahmen die Szenerie ein. Wir stoppen bei der stillgelegten Mina Casualidad. Etwas „spooky“ liegen die verlassenen Wohnhäuser der Mineros, die Kirche und die Verarbeitungsgebäude in der Landschaft.

 

Auf unserem Weg zur ehemaligen Mina Julia (5.200), passiert dann das Missgeschick: schreckliches Grummeln im hinteren Fahrzeugbereich lässt uns sofort stoppen. Großer Schrecken sitzt in unseren Gliedern: wir sind am entferntesten Punkt unserer Tour, auf 4.600m Höhe, die nächste Stadt ca. 350km weg und ohne Handyempfang. Wir steigen sofort aus und erkennen, dass der Deckel des hinteren Differenzials einen Sprung hat. So können wir nicht weiterfahren. Noch nie waren wir so froh unser Satellitentelefon aktiviert zu haben, denn damit können wir hoffentlich irgendwie Hilfe holen.

 

Da wir abends Allrad Christ zuhause nicht mehr erreichen, bleibt uns nichts anderes übrig, als hier zu übernachten. Gott sei Dank hat Cappuccino auf einem ebenen Teil der Piste gestoppt. So verbringen wir die Nacht mit wenig Schlaf und einigermaßen sorgenvoll.

 

Am Morgen bei -6° erreichen wir Erich (Allrad Christ in Oberösterreich) und mit seiner „Anleitung“ gelingt es uns bei den ersten Sonnenstrahlen, die hintere Kardanwelle und die beiden Steckachsen auszubauen, sodass wir mit eingelegter Mitteldifferentialsperre nun mit bloßem Vorderradantrieb den Rückzug nach Salta antreten können. Der Blick ins geöffnete hintere Diff macht deutlich, dass sich – aus welchem Grund immer - die Schrauben des Tellerrades gelöst und das Innere blockiert hatten.

 

Nun bestünde die Möglichkeit, in Salta in einer Werkstatt das Diff ausbauen und zerlegen zu lassen sowie die erforderlichen Teile über Allrad Christ hierher schicken zu lassen. Das Ganze würde wohl ca. 3 Wochen dauern und mit einiger Unsicherheit behaftet bleiben (passende Teile, Zoll, richtiger Zusammenbau?), sodass wir in Absprache mit Allrad Christ beschließen, den Rest der Reise und die Heimfahrt mit 4x2 zu machen. Offroadstrecken sind ab nun aber nicht mehr möglich und wir werden vermutlich auch Brasilien nicht mehr besuchen, um die Fahrtstrecke einigermaßen kurz zu halten. Es gibt in Argentinien und an der Küste Uruguays am Weg nach Montevideo sicherlich auch noch interessante Punkte.

 

Jetzt organisieren wir einmal die Rückverschiffung – nach Möglichkeit Mitte bis Ende Februar.

 


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Kommentare: 9
  • #1

    Claudia & Markus Bodzenta (Freitag, 06 Januar 2023 23:11)

    Ihr macht eine phantastische Reise und lasst uns daran teilhaben, vielen Dank - Köpfe hoch, kommt wieder gut zurück!
    C&M

  • #2

    Stephanie & Raseelbande (Freitag, 06 Januar 2023 23:25)

    OMG - wie unsere Kinder sagen würden! Und GSD sag ich, dass es euch gut geht und ihr sogar schon einen ungefähren Plan habt für die nächsten Wochen!
    Sicher geht es auch 2x4 schön weiter … wenn auch nimma ganz so spektakulär.
    Wir denken hier fest an euch und halten die Daumen für eure Pläne!
    Eure 5 Bayers

  • #3

    Maria & Wolfgang (Samstag, 07 Januar 2023 06:58)

    Nachdem die intensiven (Familien)Feiertage vorbei sind, hab ich es mir in aller Früh mit einem Cappuccino in Eurem Cappuccino gemütlich gemacht - bereit zum Mitfahren, zum Staunen und zum Erleben einer uns unbekannten Landschaft :-) Aber ohhh Schreck - maldita mierda!!!!
    Trotzdem DANKE für die tollen Bilder und Berichte, alles Gute für die Weiterreise und wir freuen uns auf das baldige Wiedersehen.
    Wolfgang & Maria & Flora

  • #4

    Charly und Elisabeth (Samstag, 07 Januar 2023 08:02)

    Hallo ihr Lieben! Gott sei Dank passiert euch dieses technische Problem erst jetzt, und nicht schon am Anfang Eurer traumhaften Reiseund Gott sei Dank seid ihr technisch so erfahren, sss ihr mit eurem Cappuccino im neuen Modus weiterfahren könnt. Wir wünschen, dass die Weiter-und Heimreise nach Plan gelingen möge. Wir freuen uns auf euch! Danke für die traumhaften Bilder! Charly und Elisabeth

  • #5

    Peter und Patricia Schirato (Samstag, 07 Januar 2023 08:30)

    Alle Achtung Martin, bei solchen Bedingungen! Satellitentelefon sei Dank. Trotzdem wunderschöne Erlebnisse davon abgesehen. LG PaPe

  • #6

    Holger & Manu (Samstag, 07 Januar 2023 10:33)

    Alle möglichen Gedanken gingen mir bei Überschrift und WhatsApp durch den Kopf, fast erleichtert bin ich nun, dass es ‚nur‘ das Differential ist und es Euch gut geht. Alles nervig und bringt die grauen Zellen in Schwung, aber Ihr habt einen neuen Teil der Welt entdecken können und unsere Chancen steigen, Euch früher wieder zu sehen. Liebe Grüße aus Lübeck, Holger

  • #7

    Michael (Mittwoch, 11 Januar 2023 15:35)

    Wahnsinn, so ein Schas; aber zum Glück bist Du ja so etwas wie ein Universal-Handwerker im Rang eines ao.Prof. der TU Wien :-)
    Alles Gute für den sicher spannenden - und hoffentlich pannenfreien - Rest eurer Reise.
    Michael und Lissi

  • #8

    Eva (Mittwoch, 11 Januar 2023 17:58)

    Ich denk an Euch! So irre Bilder...
    Ich halt die Daumen, dass alles gut weiter geht!
    Bussi

  • #9

    Kollege Toni Frank (Dienstag, 21 Februar 2023 12:45)

    Ich bin begeistert von eurer grenzenlosen Abenteuerlust und den tollen Eindrücken , an denen ihr uns teilhaben lässt.Ich wünsche euch eine weiterhin tolle Reise und ein gesundes Heimkommen.
    LG Toni