Bolivien


 

 

 

 

"I love international travellers" (Anfang Dezember 2022)

 Die große bolivianische Stadt Cochabamba gleicht einem einzigen Marktplatz. Überall, auf jedem Platz, an jeder Kreuzung oder Straßenecke, wird etwas verkauft, angepriesen oder Ware ans Auto gehalten. Wir wühlen uns durch den dichten, hupenden Abendverkehr. Wir sind am Weg zu Javier, einem Architekten bei dem Overlander bleiben können. Wir haben uns telefonisch angemeldet und sind sehr gespannt.

Ein großes, schmiedeeisernes Tor versperrt die Einfahrt. Nach kurzer Zeit kommt jemand und wir können in den Garten einfahren. Gegenüber eines amorphen Gebildes ist Platz für 2 Camper. Eine freundliche Dame führt uns herum, zeigt uns die Duschen, Toiletten und die Gemeinschaftsküche. Alle Räume sind sehr originell. Ein Blätterdach überdeckt die Duschen, üppige Vegetation wuchert in den Toiletten und im Waschbereich. Ganz besonders ist aber der Garten. Wir fühlen uns an die Anlagen von André Heller erinnert. Um eine kleine Lagune gruppieren sich mystische Steinfiguren, Stelen und Kuppeln. Überall  dichte Vegetation, in einer kleinen Lichtung blickt uns ein weißes Pferd an, ein Pfau schlägt ein eindrucksvolles Rad, Gänse, Enten und allerlei andere Wasservögel bevölkern den großen Teich. Kuppeln am Wasser können geöffnet werden, über Stufen steigt man hinunter bis zur Wasserlinie, wo sich vor einem Fenster der Schlafplatz befindet. Unter Büschen können Zelte aufgestellt werden. Nach der mühsamen Fahrt hierher tut dieser fast märchenhafte Ort richtig gut.

Etwas später kommt Javier. Er spricht gut Englisch, weil er mehrere Jahre in Australien verbrachte. Er ist sehr stolz auf sein Anwesen und auf seinen Vater. Dieser ist auch Architekt und der Urheber der überdimensionalen Christusstatue, die über Cochabamba thront. Auch er wohnt in einem Gebäude, das an die Bauten von Sarah Hadid erinnert. Javier erklärt uns die Bedeutung der Figuren im Garten und sein Verständnis von Architektur als "erweiterter natürlicher Raum". Er freut sich sichtlich, dass wir großes Interesse haben, mit seinen Ideen etwas anfangen und auch inhaltlich ein wenig mitreden können.

Wir werden in Javiers Gemeinschaft herzlich aufgenommen. Seine  Schwester zeigt mir, wie man die traditionelle Nierensuppe kocht und - nach anfänglicher Skepsis - bin ich überrascht, wie gut sie schmeckt. Martin wird eingeladen bei einer Jam Session der Schlagzeuger zu sein. Schließlich fiebern alle bei einem Fussballspiel der WM mit.

Es sind genau diese Erlebnisse und Begegnungen, die langes Reisen so spannend machen. Und es ist die Gewissheit, dass wir immer wieder tollen Menschen begegnen und so unsere Horizonte erweitern dürfen.


 

 

 

 

 

cerrado - peaje (Dezember 2022)

In unzähligen Kurven führt die Piste auf und ab und als wir den Ort Independencia erreichen, versperren Einheimische mit einer Kette die öffentliche Strasse. Zuerst wollen sie uns nicht durchlassen, dann Maut kassieren. Das haben wir bisher nur in Afrika so erlebt. Es entspannt sich eine "ausführliche Diskussion" und schließlich dürfen wir -kostenfrei- passieren. Die Piste führt mitten durch den Ort, in dem heute Markt ist, und so müssen mit finsterer Mine einige Sonnenschirme weggeräumt werden, damit unser "Cappuccino" durchkommt.

Wie sehr wir das Spielerische und das Lachen aus Afrika vermissen !


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